1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Allgemeine Ein leitun
Entwickelung geographischer Kenntnisse hei den
Alten.
§. 1. Da die in vorliegendem Atlas in Karten darge-
stellte vergleichende oder historische Geographie, welche uns
den Zustand der Lander und ihrer Bewohner für gewisse
historische Perioden kennen lehrt, eine positive, auf bestimmt
überlieferte Facta gegründete Wissenschaft ist, und als solche
auf einer möglichst genauen Kenntniss des heutigen Zustandes
derselben Theile der Erde beruht, so schliesst sie mit Recht
die sogenannte mythische Geographie aus, d. h. die
Kenntniss derjenigen Vorstellungen, welche einzelne Völker
auf niedrigerem Standpunkte der Bildung und mit engerem
Gesichtskreise, wie die meisten orientalischen und die Grie-
chen in ihrer früheren Zeit, sich von der Beschaffenheit und
Lage der Erde und ihrer Theile bildeten und dabei das Un-
bekannte oder nur mangelhaft Erkannte mit dichterischer
Phantasie ausfüllten. Wichtiger für uns waren schon die po-
sitiven Kenntnisse, welche seefahrende Völker, wie die Pho—
nicier, von einzelnen Küsten und Inseln sich auf Wegen des
Handels erwarben, wenn sie uns nur vollständig genug über-
liefert wären, um sic uns anschaulich zu machen.
§. 3. Erst im fünften Jahrh. v. Chr., hei den hellenischen
Logographen, welche, wenn auch noch unkritisch, Erzählungen
von See- und Landreisenden und benachbarten Handelsvölkern
sammelten, zuerst bei Iiecatäus und namentlich hei Hero-
dotus, finden wir (gleichzeitig mit der ältesten Erwähnung
von Erdkarten, Herod. V. 49.) hinreichend vollständige Nach-
richten über eine zusammenhängende Menge von Ländern und
Orten und Erläuterungen über die Vorstellungen, welche jene
Zeit sich über die Gestalt der ganzen Erde und das Verhältniss
der Lage ihrer Theile machte, um uns danach ein einiger-
niassen deutliches Bild zu entwerfen, wie es nach Anleitung
speciellerer Versuche *) in kleinerem Maasstabe auf Taf. I.
dieses Atlas zu finden ist. Nach damaliger Gewohnheit der
Griechen bezeichnet Herodot mit dem Namen Europa die
ganze Nordhälfte der Erde, d. i. unser Europa und Nordasien,
oberhalb des Phasis und des Caspischen Meeres (entsprechend
dem homerischen nycs und betrachtet Asia und L i-
bya, welche der Nil von einander scheidet, als zusammen-
gehörige Theile der kleineren Siidhälfte (bei Homer n(tog ijis
»¡¿Ai.oj'rs). Sein Ostasien, welches wenig über den Indus hin-
ausreicht, ist ihm nur sehr unvollkommen aus persischen Be-
richten bekannt, ebenso der Süden der Erde aus ägyptischen,
cyrenäischen und carthagischen, und der Norden aus denen
der pontischen Griechen; das westliche Europa war, wie aus
der Verbreitung griechischer Colonien und den Nachrichten
bei Hecatäus hervorgeht, damals schon besser bekannt, als
es nach den wenigen Andeutungen bei Herodot scheinen
könnte, der nur selten Gelegenheit hatte, desselben in seinem
*) Vcrgl. Niebulir’s kleine Schriften (über Herodot’s Geographie) und
Ckert’s Geographie der Griechen und Körner, Th. I.
Werke zu erwähnen; überdiess wurden die Atlantischen Küsten
gegen Süden, in Alrica , um dieselbe Zeit durch den Kartha-
ger Hanno, und gegen Norden, in Europa, ein Jahrhundert
später durch den Massiiier Pytheas zuerst erforscht.
3. Ungleich grösser wurde aber der Umfang der grie-
chischen Länderkunde namentlich im Osten und Süden durch
Alexanders Feldzüge und die in deren Folge im Orient
sich bildenden griechischen Reiche und Coloniestädte; nament-
lich trugen hierzu bei die Seleucidcn (durch Kriege im nörd-
lichen Indien) und die Lagiden oder Ptolemäer (durch Ent-
deckungen an der Küste Arabiens und Africa’s); die Ausmes-
sung der von den macedonisehen Heeren zurückgelegten Wege
durch Ingenieure (ßquatiotcd), sowie die unvollkommenen
Beobachtungen der geographischen Breite mittelst des mittäg-
lichen Schattens gaben schon festere Grundlagen für die Con-
struction von Karten (Erdkarten des Dicäarchus von Messana,
310 v. Chr.)
4. Auf solche Beobachtungen gestützt und von der
richtigen Ansicht der Kugelform der Erde (deren Umfang zu
250,000 Stadien = 6250 Meilen berechnet) ausgehend, konnte
Eratosthenes zu Alexandria (um 270 v. Chr.) ein voll-
ständigeres System der Geographie aufstellen und durch eine
Menge wirklich gemachter Messungen beglaubigen, nach
denen es möglich ist, die Karte der Erde, wie er sie vor
Augen hatte, mit ziemlicher Sicherheit wiederherzustellen;
das östliche und nördliche Asien, nördliche Europa und west-
liche und südliche Africa, wie wir es kennen, fehlen auch
hier noch völlig in der Kenntniss der Griechen; auffallend ist
bei ihm besonders die Annahme einer Verbindung des Caspi-
schen Meeres (das schon Herodot richtig als Binnensee kannte)
mit dem arktischen Ocean (Eismeer); letztere entstand in-
dessen wahrscheinlich aus unbestimmten Sagen über die Spuren
einer solchen Wasserverbiudung, die noch jetzt in den tiefen
Saudwüsten mit zahlreichen Salzseen, nördlich und östlieh
vom Caspischen Meere, die Wirklichkeit eines ehemaligen
Meeresstandes beweisen *). Um diese Zeit gilt auch schon
der Tanais (Don) als Gränzfluss zwischen den Flachländern
des nördlichen Europa’s und Asiens.
(§». 5. Um ein Bedeutendes weiter ausgedehnt wurde in
späterer Zeit die positive Erdkunde durch die von demtyrier
Marinus (um 150 v. Chr.) gesammelten und verarbeiteten
Materialien über die entfernteren Süd- und Oslgegenden der
Erde; während durch Erweiterung der Römischen Herrschaft
im westlichen Europa auch dieses bekannter wurde, wovon
die Resultate in dem geographischen Werke S trab o’s (um
20 n. Chr.) mitgctheilt werden. Sehr wichtig für Construction
richtigerer Karten wurden namentlich die seit Augustus ange-
stellten Vermessungen aller Strassen des Römischen Reiches **)
*) Verüb Taf. Ii, wo die ungefähren Gränzen dieser alten Meeres-
bederkung nach A. v. Humbotdt’s Forschungen angegeben sind.
**) Spätere und allmühlig vervollständigte Redaction dieser Strassen-
karten in der sogenannten Peutingerschen Tafel, deren verlorenes Origi-
nal um 230 n. Chr. redigirt ist; und in bloss schriftlicher Aufzeichnung
im sog. Itinerarium Antonini und Hierosolymitanum aus dem 4. Jahrh.
g-
und die für Schifffahrtszwecke bearbeiteten ausführlicheren
Küstenbesclireibungen (jitqmloi) des Mittelmeeres und des
Pontus.
ß. Alle diese Quellen, sowie römische Berichte
über Feldzüge und Handelsreisen in Africa, Germanien, Sar-
matien, und Nachrichten vorzüglich griechischer Kaufleute
und Schiffer über die südlichen und östlichen Gegenden wur-
den um 120 n. Chr. vom Alexandriner Ptolomaeus zu einer
Berichtigung und Erweiterung des Systems und der Karten
des Marinus benutzt, und-in seinem grossen geographischen
Werke die theils durch astronomische Beobachtung bestimm-
ten Breiten, theils aus den Reisewegen und Schillsnachrichten
berechneten Breiten und Längen (bei Annahme des Erd-
umfangs zu 180,000 Stadien = 4,500 Meilen) nach Graden
festgelegt , so dass eine nach diesen Gradangaben construirte
Zeichnung (wovon auf Taf. I. ein Umriss in kleinem Maas-
stab gegeben ist) uns die Kenntniss, welche die Alten zu
Trajan’s Zeit von der Erde und den Einzelnheiten der Orts-
lagen hatten, mit ziemlicher Genauigkeit giebt und zugleich
den äussersten Umfang ihrer Erdkunde überhaupt bezeichnet,
da die folgenden Jahrhunderte zu deren Erweiterung fast
nichts beigetragen haben, was auf unsere Zeiten gekommen
wäre. Dass dabei auch noch für die entfernteren Gegenden
vorgefasste, auf keinen positiven Angaben beruhende Ansichten
eine Rolle spielten, zeigt z. B. die Schliessung des Indischen
Oceans im Süden durch ein dort angenommenes Land (nach
der schon von Hipparchus um 140 v. Chr. aufgestellten Hy-
pothese) , und die gerade nordsüdliche Richtung , welche der
Westküste von Africa gegeben wurde.
Ethnographische Übersicht.
S. Von den verschiedenen Völkermassen, welche
die alte Welt bevölkert haben, tritt nur die weisse (ge-
wöhnlich unrichtig Kaukasische genannte) Rasse auf dem
Schauplatz der Geschichte und der höheren Cultur auf; ihr
gehören alle Staaten an, deren die Geschichte der classischen
Völker Erwähnung thut. Bekannt wurde diesen ausserdem
noch in ziemlich früher Zeit (zunächst durch Sklavenhandel)
die schwarze oder Neger-Rasse im tropischen Africa,
wahrscheinlich auch einzelne Theile der dunkelfarbigen Ma-
laiischen Rasse, der viele Stämme des südlichen Indiens
(Dekhan’s) angehörten. Die gelbe (fälschlich sogenannte
Mongolische) Rasse, die schon in uralter Zeit bedeutende
und civilisirte Staaten in China und Hinterindien bildete,
andererseits im Norden sich in zahlreichen Wanderstämmen
(Mongolen, Türken, Hunnen, Finnen etc.) über die grossen
Flachländer Innerasiens bis zu den Gestaden Nordeuropa’s
ausdehnte, ist den classischen Völkern in ihrer Bliithezeit nie
bekannt geworden. Ihr erstes Auftreten an der Gränze euro-
päischer Cultur bezeichnet die Einwanderung der Hunnen im
3.—4. Jahrh. v. Chr.; alle früher in Osteuropa und dem in-
neren Westasien unter den Namen von Skythen, Salten, Aor-
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1851 -
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: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
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- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sen, Massageten, Alanen u. s. \v. erwähnten nomadischen
Völker gehören aus physiologischen, historischen und sprach-
lichen Gründen durchaus den nördlichen (Turanischen)
Zweigen des Arischen Stammes, also der grossen
weissen Völkerfamilie an.
8. Als wahrscheinlichste Urheiinath der einst als
patriarchalisches Hirtenvolk in beschränktem Kreise zusammen-
iebeuden weissen Völkerrasse darf das hohe Central-
Asien bezeichnet werden; und zwar nach den Erinnerungen,
die sich darüber bei den ältesten Zweigen dieses Stammes
(Indern und Iraniern) erhalten haben, das Hochland des
linaus-Gebirges, mit den Quellgegendcn der grossen Strome
Indus, Oxus und Jaxartes Von hier ans haben sich
jene Urvölkcr allmählig sowohl südlich, nach Indien, als west-
lich und nordwestlich, über Vorderasien, Nordafrica und Eu-
ropa verbreitet und sind in diesen fast nur der gemässigten
Zone angchörigen, aber doch durch Natur und Clima sehr
verschiedenen Landstrichen, zu eben so viel verschiedenen
Nationen erwachsen, ohne darum das Gepräge ihrer ursprüng-
lichen Verwandtschaft ganz verloren zu haben. Diese Ver-
wandtschaft zeigt sich am bestimmtesten in den Sprachen,
durch deren Erforschung es der neueren Wissenschaft gelun-
gen ist, die Verbindung zwischen den seit Jahrtausenden ge-
trennten Gliedern wieder nachzu weisen, freilich nur in ein-
zelnen Theilen mit völliger Sicherheit, in andern nur annähernd
und vermuthungsweise: die Resultate dieser Forschung, als
einzige Grundlage, nach welcher man eine Eintheilung der
verschiedenen Völkerschaften aufstcllen kann , sind daher für
das Verständnis der Völkerkunde und Völkergeschichte, eines
wesentlichen Theiles der historischen Geographie, höchst wich-
tig und dürfen auch hier nicht unerwähnt bleiben.
§*. O. Die älteste Andeutung einer solchen Eintheilung
des (damals bekannten) Menschengeschlechts findet sich be-
kanntlich schon in der mosaischen Völkertafel (Stammtafel der
Nachkommen der Söhne Noah’s, des Sem, Cham und Japhet,
1. B. Mose Cap. 10), doch weder umfassend, noch genau
nach Spraehgränzen , sondern mehr nach der geographischen
Lage im engeren Kreise der den Hebräern bekannten Welt
angeordnet. Die Bewohner Nordafrica’s (mit Einschluss eines
Theils von Arabien und der ältesten Einwohner Kanaans)
werden darin Söhne Cham’s (Chamiten, vgl. Chemi, älte-
ster einheimischer Name Ägyptens); die Bewohner des süd-
lichen Westasiens, namentlich Arabiens, Syriens, der Euphrat-
Kinder, Söhne Sem’s (Semiten) genannt; die Bewohner
der ausgedehnten nördlichen Länder in Westasien und Süd-
europa, von Medien bis Griechenland, Söhne Japhet’s
(Japhetiten oder Ja petiten, vergl. lapetos in der grie-
chischen Götlergenealogie als Stammvater des Menschen-
geschlechts). Die angeführten Beispiele zeigen, dass diese
Namen der Ucpatriarchen nicht den Hebräern allein eigeri-
thii.nlicb, sondern auch bei den andern Zweigen der weissen
Völkerrasse durch Überlieferung lebendig waren; sie können
daher mit Recht zur Bezeichnung der entsprechenden drei
Ila u ptfam i li en der weissen Rasse, so weit sie sich
auch nach sprachlichen Gründen unterscheiden lassen, gewählt
werden *).
*) Überhaupt ist wohl zu erinnern, dass hei wenigen Vöiiterstämmen
selbst, noch viel weniger hei ganzen grossen Völkerfamilien allgemein
gültige Gesammtnamen in historischer Zeit in .wirklichem Gebrauche
waren, und wo sie es waren, oft schon früh durch andere, entweder ur-
sprünglich einzelnen Zweigen angehörige, oder durch politische Verhält-
nisse, oft von ganz fremden Stämmen übertragene Namen verdrängt wur-
den, so dass nicht allein wir Europäer nach dem Vorgänge der classischen
Volker, sondern eben so gut auch alle anderen Völker der alten und neuen
Wett, die wenigsten Nationen mit den Namen benennen, die sie sich selbst
§. Il®. I. Die Nordafricanische oder Cham ¡ti-
sche Familie umfasst die einzelnen Stämme Mauretaniens, des
eigentlichen Africa’s und Libyens, und Ägyptens, von denen
nur letzteres zu einer selbständigen höheren Cultur ge-
langt ist.
Ii. Die Semitische Familie, fast nur auf West-
asien beschränkt und daselbst in mehreren Zweigen blühend,
deren Sprachen unter einander ausserordentlich nahe ver-
wandt sind. Die älteste deutlich erkennbare gemeinsame Hei-
math dieser Familie zeigt ihre heilige Sage im armenischen
Hochlande Ararat am Araxes und ober» Euphrat, welches
Land ursprünglich Aram (d. i. Hochland) genannt war. Von
hier haben jene Völker sich nach Süden und Südvvesten ver-
breitet, wo sie in ihren spätem Wohnsitzen in drei Haupt-
stämmen erscheinen:
1) Der Aramäische Stamm, der nördlichste, der
Urheiinath nächste, in dem (in historischer Zeit so genannten)
eigentlichen Ara in (Syrien, Mesopotamien und Süd-Ärmenien),
und im untern Euphrat-Tigris-Gebiet, nebst Ela in
(Susiana) unter dem Namen Arainäer oder Nabathäer
die Urbevölkerung bildend, später auch über die südlichen
angränzenden Striche Arabiens, sowie westlich in einzelnen
Theilen Kleinasiens verbreitet *).
2) Der Hebräische und Kanaanitische (Phöni-
c i s c h e) Stamm begreift die Urbewohner des syrischen Küsten-
landes, sowie die späteren Eroberer und Bewohner dieses
Landes, die Hebräer oder Israeliten (einen ursprünglich
aramäischen, aus Mesopotamien eingewanderten Stamm). Von
den Staaten aus, die dieser Stamm an der Küste des Mittel—
meeres (Phönicien) gründete, verbreitete er sich in historischer
Zeit auch colonisirend und staatengründend in Nordafrica und
den benachbarten Inseln und Küsten. Auf der Südseite schei-
nen Völker dieses Stammes, oder nahe verwandte (Isinaeliten,
Edomiten, Amalekiten u. s. w.) Theile des nördlichen und
westlichen Arabiens eingenommen zu haben.
3) Der Arabisch-Äthiopische Stamm, dem ausser
der ganzen übrigen Bevölkerung Arabiens, auch die vom
Süden dieses Landes nach dem benachbarten Africa, dem
abyssinischen Hochlande hin, übergewanderten Völker ange-
hören, deren Sprache gewöhnlich die äthiopische genannt
wird; obw'ohl bei den classischen Völkern der Name Äthio-
piens nicht streng ethnographisch gebraucht, sondern aut ganz
Inneralrica, namentlich auf die stainmverschiedene Negerrasse,
angewendet wird.
§. 11. Iii. Die Japetische oder Indoeuropäi-
sche (Indogermanische **) Familie; die weitverbreitetste,
am höchsten ausgebildete und geschichtlich wichtigste von
allen, indem ihr ausser den Culturvölkern Indiens und des
nördlichen Vorderasiens, auch fast die gesummte Bevölkerung
Europa’s (ausser den Finnischen. Völkern im hohen Norden)
und die nomadischen Stämme, welche die alte Geschichte
in den Politischen und Caspischen Tiefebenen kennt, ange-
ursprünglich beilegten. (Auffallende Beispiele hiervon sind im Alterthum
die isanieu der Serer, Skythen, Inder, Meder, Armenier, Chaldäer, Syrer,
Plmnicier oder Punier, Ägypter, Äthinpen, Griechen.) Die zu einfacherer
Bezeichnung dennoch unentbehrlichen, zum Theil schon allgemein ange-
nommenen Gesammtnamen, welche erst eine wissenschaftlich forschende
Zeit systematisch gebildet hat, deren auch wir im folgenden uns bedienen,
sind also nicht ohne eine gewisse Willkür entstanden, daher auch zum
Theil noch wenig gebräuchlich und in ihrer Bedeutung schwankend.
*) Auf die Sprache dieser alten Bevölkerung ist der Name der chal-
däischen und syrischen (assyrischen) Sprache erst von dem
Namen der spätem Eroberer übertragen.
**) Dieser sehr gebräuchliche Name ist, da er von den äussersten
Enden der grossen Völkerreihe im Osten und Westen hergenommen, nicht
genau bezeichnend, indem er die Keltischen Stämme im Westen auszu-
schliessen den Anschein hat.
hören. Dort Weg ihrer Wanderung nach Westen bezeichnet
die zusammenhängende Kette von Hochländern und Gebirgen,
welche, von den Alten unter dem Namen des Taurus zusam-
mengefasst, sich vom Tübetischen Hochland und dem Himalaja
Indiens durch die Hochebenen Irans (Persiens), Armeniens
und Kleinasiens bis ins Innere Siideuropa’s erstreckt. Die
Steppen- und Wüstenebenen, welche als Beste einstigen
j Meeresbodens (vgl. §. 4 und Taf. Ii.) sich in 0., N. und Vv.
des Caspischen Meeres bis zum Pontus ausdehnen und nur
spärlichen Graswuchs erzeugen, erlaubten auch jenen, mit
ihrem Unterhalt allein auf Viehzucht angewiesenen Nomaden
das Vordringen in die Ebenen Osteuropa’s, welche sie sich
j zu Zeiten unterwarfen (wie später auf demselben Wege, seit
dem 3. Jahrh. n. Chr., die Hunnischen, Türkischen und Mon-
golischen Völker). Alle übrigen ackerbautreibenden und sess-
haften Völker der Japetischen Familie in Europa, wie Kelten,
Germanen, Slawen, Griechen u. a. können nur auf dem Wege
südlich vom Caspischen Meere, und dann über den Caucasus
längs dem Nordrande des Pontus, oder durch Kleinasien nach
Europa hinübergewandert sein. Daher enthielten beide Ge-
birgsgegenden, Kleinasien wie der Caucasische Isthmus, im
Alterthume (und letzterer noch jetzt) ein Gemisch der ver-
schiedensten, von den Wanderungen grösserer Völkerschaften
zurückgebliebenen, neben und unter einander einheimisch ge-
wordenen Stämme, von welchen es, sowohl wegen ihrer
Vermischung, als wegen des Mangels genauerer Kenntniss ihrer
Sprachen, unmöglich ist, die Verwandtschaft oder Stainm-
angehörigkeit genau anzugeben Beide Landschaften bezeich-
nen aber auch innerhalb der grossen Japetischen Familie die
Gränze oder den Übergang zweier, nach ihrem allgemeinen
Charakter, ihren Culturzuständen und ihren Sprachen hinrei-
chend unterschiedenen Hauptabtheilungen, die wir, ihren
Wohnsitzen nach, als die Europäische und Asiatische
Gruppe unterscheiden können; bei letzterer allein, wenigstens
bei ihrem grössten Theile, bat sich iiberdiess ein allgemei-
ner, der ältesten Sage angeböriger Starnmnarne erhallen,
ursprünglich eine ehrende Benennung, die sie sich selbst iin
Gegensatz zu andern Völkern geben, indem sie sich Arier
(Ärjä oder Airjä), d. i. die Ehrwürdigen , die Vortrefflichen,
nannten. Die einzelnen Hauptstämme dieser Familie sind:
#. Is. In der Asiatischen Hälfte:
1) Der Ost-Arische oder I n d i s c he Stamm (Sanskrit-
Sprache), namentlich die Bewohner des nördlichen Indiens,
die sich aber erobernd und colonisirend auch über die süd-
liche (Dekhanische) und östliche Halbinsel und die Malaiische
Inselwelt verbreitet haben. Es ist der einzige Zweig der
grossen Völkerfamilie, der sieh von der Urheimalh aus gegen
Süden und Osten gewendet hat.
2) Der West-Arische (Medopersische) Stamm, den
man auch, nach dem Landesuamen Iran (neuere Form von
Airjana, d. i. Arier-Land), den Iranischen) genannt hat,
umfasst ausser den Völkern des Iranischen Hochlandes (wor-
unter namentlich Meder und Perser) im Norden B ak t r i er,
, Sogdier, Chorasmier u. s. w.; im Westen die Kurden
(Karduchen) und wahrscheinlich die Chaldäer und
Ässyrer; im Nordweslen einzelne Völkerschaften Nord-
armemeus und des Caucasus , vielleicht auch Kleinasiens. In
nächster Verwandtschaft mit den Ariern stehen ferner
3) die sogenannten T u r a n i s c li e n oder S k y t h i s ch en
Stämme, Salten, Massageten, Sarmaten u. a., so wie
4) der Armenische (eigentlich Ii a i k a n i sc h e) Stamm,
mit den ihm stammverwandten Phrygern und wahrschein-
lich dem grössten Theile der Völker Kleinasiens.
5) Der Mes’chische (Mos’chische) Stamm, umfassend
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die Iberer, Colchicr, Tzanen, Tibarener u. a. kleine Völker-
schaften des Caucasus und der Ponlischen Gebirge.
13* Zur Europäischen Hälfte gehören:
6) Der Slawische (Serbische) Stamm, die uralte
sesshafte Bevölkerung des Osteuropäischen Flachlandes bis
zur Weichsel, und diesem sehr nahe verwandt und nordwest-
lich benachbart am Baltischen Meere:
7) Der A«s t i s c h e (Lettische) Stamm (vielleicht identisch
mit Nr. 10), beide den Alten sehr wenig bekannt.
8) Der Germanische oder Deutsche Stamm, ur-
sprünglich nur im nordöstlichen und mittlern Theile des jetzi-
gen Deutschlands, ausserdem in Skandinavien.
9) Der Keltische (Galische und K y in rische)
Stamm, ausser dem mittlern und nördlichen Gallien im west-
lichen und südlichen Germanien und dem ganzen obern Donau-
gebiet, sowie aut den britischen Inseln einheimisch, überdiess
eingewandert in Oberitalien und Hispanien.
10) Der Thrakische Stamm, mit Einschluss der Gelen
(Daker), Pannoner und einiger Völkerschaften des westl. Klein-
asiens, wozu vielleicht auch die Ii ly rische n Völker gehören.
11) Der sogenannte Pelasgische oder Griechische
Stamm, dessen historisch bedeutendsten Hauptzweig die Hel-
lenen (oder von uns speciell sogenannten Griechen) bilde-
ten, wozu aber ausserdem die Urbevölkerung der nordgriechi-
schen Länder (Makedonien, Epirus) und wahrscheinlich Süd-
italiens gehörte.
12) Die Italischen Stämme: Osker, Latiner, Sabiner,
Umbrer u. a.
Übersicht, der historischen Perioden.
<§. 15. Dieser Weltthcil, mit Einschluss des von den
Alten dazu gerechneten Nillandes, durch den Charakter seiner
Volksstamme und die Eigentümlichkeit seiner natürlichen
Bildung mehr als ein anderer dem Entstehen und schnellen
Wachsthum grosser Monarchien forderlich, zeigt in seiner
alten, wie in der späteren Geschichte eine Reihenfolge von
erobernden Reichen, bei denen weniger der Charakter des
Staates und die Nationalitäten, als der Sitz des herrschenden
Volkes wechselte. Die Centralpunkte derselben bildeten nach
Naturnothwendigkeit die fruchtbaren reichen Tiefländer der
grossen Stromsysteme, an denen Asien reich ist, die aber
wieder durch ausgedehnte Wüstenlandschaften und Gebirge
von einander getrennt sind : so entstanden an den grossen Strömen
Ghina’s, am Ganges und Indus, am Euphrat und Tigris, am
Nil anfänglich neben einander kleinere Staaten, die schnell zu
grosser Culturblüthe gelangten und die Grundlage mächtiger
Kriegerstaaten bildeten, die sich erobernd weit ausbreiteten.
Die innere Schwache aber, an welcher alle diese Reiche
durch die ungeheure Ausdehnung ihrer Provinzen über grossen-
theils wüste oder durch Wüsten und Gebirge getrennte, schwer
zugängliche, dünn bevölkerte Landschaften litten, verursachte
öfters ihren Sturz und ihre Eroberung durch weniger civili-
sirte und daher noch kräftigere Völker, namentlich Bewohner
der ihnen benachbarten Gebirgslandschaften, die sodann aber
bald Cultur und Sitten der zahlreichen Unterworfenen an-
Ausser den angeführten finden wir, namentlich in West-
europa, vielleicht als Reste einer ältesten, zuerst nach Westen
gewanderten und von den Indogermanischen Völkern ver-
schiedenen Urbevölkerung verschiedene Stämme, über deren
Slammangehürigkeit durchaus nichts Gewisses überliefert ist,
noch aus den meist geringen Resten ihrer Sprachen bisher
hat ermittelt werden können, z. ß. die Etrusker, mit den
ihnen wahrscheinlich verwandten Raetern, und der ausge-
breitete Iberische Stamm, der (möglicherweise an die
älteste Bevölkerung Nordafrica’s und andererseits an die Raeter
sich anschliessend) ausser Hispanien ursprünglich das südliche
Gallien bewohnte, und dessen schwachen Überrest die Vaslti-
sche Bevölkerung der Westpyrenäen bildet.
Die Meere.
14-. Die Meere, sow'eit sie mehreren Erdtheilen ge-
meinsam angehören, sind mit den Namen, welche in den ver-
schiedenen Perioden bei Griechen und Römern in Gebrauch
waren, hier anzuführen.
Die ältesten Griechen nannten das einzige ihnen bekannte
Meer, das Mittelländische, mit den ihm angehörigen Busen
kurzweg novtos oder 8ukaa<sa; jener Name wurde später
auf den nördlichen Meerestheil beschränkt, mit dem Beinamen
'Aitvos, später Esinxog, welcher als Pontus Euxinus
auch bei den Römern in allgemeinem Gebrauche blieb. Das
grosse Mittelmeer wurde im Gegensatz Qaka&ßtc, und mit nä-
herer Bestimmung, von seiner Lage in Beziehung auf Grie-
chenland: das innere Meer, unser Meer, auch das grie-
i m fi i.
nahmen und wieder anderen Stämmen unterlagen. Mit Aus-
schluss China’s und Indiens, die dem Kreise der alten Geschichte
der Europäischen Völker fremd sind, und Ägyptens, dessen
über Westasien ausgedehnte Herrschaft der Zeit nach der histo-
rischen Entwickelung Asiens vorangeht, giebt das vorzüglichste
Beispiel jenes Wechsels in historischer Zeit das Euphrat-
Tigris-Gebiet mit den ihm östlich und westlich benachbarten
Gebirgs- und Plateaulandschaften (die Iranischen Völker im
0., die kleinasiatische Halbinsel im W., beide in gleichinässi-
ger Form von Gebirgsterrassen umgebene Hochebenen mit
Wüsten im Innern, ohne schillbare Flüsse, also ohne eigent-
liches Centrum).
§. Iß. Vorhistorisch ist hier die älteste Blüthe Baby-
lons, neben anderen kleineren Reichen in den Ebenen Meso-
potamiens und Syriens, unter der ältesten einheimischen Ara-
mäischen (Semitischen) Bevölkerung. Bei dem fortwährenden
Vorrücken der Stämme der Westarischen (Iranischen)
Völkerfamilie von 0. nach W. waren es die westlichen der-
selben, die Kurdischen oder Chaldäischcn Völkerschaften,
welche, nachdem sie schon in uralter Zeit Babylon erobert
hatten, auch die Aramäischen Gebiete in Assyrien unter-
warfen und durch weitere Eroberungen den Namen Assyrie n
(bei den Griechen abgekürzt Syrien) über ganz Arani bis
zum Mittelmeer und zum Pontus Euxinus ausbreiteten (späte-
stens um 1320 v. Chr.). Durch schnelle Eroberungen, welche
die Sage den Assyrischen Hauptgöttern Ninus, Semiramis und
Sandoit (Sonnengott, bei den Griechen durch Herakles über-
chische Meer (>) tau fräkaaea, jj kaif tj/iäs (htkaaaa, >/
‘Ekktjvii] fhikiioact) genannt, und dieselben Benennungen wand-
ten auch die Römer an in ihrem Nostrum Mare, und ge-
wöhnlicher: Mare Internum; der spät-lateinische Name
M. Mediterraneum hat sich aber in den neuern Sprachen allein
erhalten. Unter "Ekkijg Uoxrog verstehen die älteren Griechen
(z. B. Homer) nicht allein die Meerenge, sondern auch die
Propontis und den nördlichen Theil des Agäischen Meeres.
Schwankend ist auch der Gebrauch der Namen Ionisches und
Adriatisches Meer; bei den altern wird der erste Name
(’loviog xoknng), bei den spätem der zweite oft für das Ganze
gebraucht. Die übrigen Namen, welche einzelnen Theilen
des Mittelmeeres von Griechen und Römern nach den Namen
der benachbarten Länder gegeben wurden, bedürfen keiner
Erläuterung.
Im Gegensatz zum Pontos bezeichneten die ältesten
Griechen mit dem (wahrscheinlich phönicischen) F’remdworte
‘Qxiavug das die Erdscheibe nach ihrer Vorstellung in ge-
ringer Breite als Fluss umkreisende Meer. Erst bei genauerer
Bekanntschaft durch die Fahrten Ionischer Schiffer kam für
das westliche Weltmeer der Name des Atlantischen
Oceans auf, dessen einzelne Theile später nach den anlie-
genden Ländern als Äthiopisches, Germanisches, Suevisches
Meer bezeichnet wurden. Für das östliche Weltmeer erscheint
erst bei Ptol. der Name des Indischen Oceans, statt
dessen bei den F’rüheren der Name ’Eqvtkp«i ov Iitkayog,
d. i. Rothes Meer, gebräuchlich ist, worin auch der Persische
| Meerbusen (aber nicht der Arabische) einbegriffen ist.
setzt) beilegt, w'urde dieses Assyrische Reich östlich bis über
Baktrien, nördlich über Armenien, westlich über ganz Klein-
asien ausgedehnt, in dessen Westküstenlündern Assyrische Dy-
nastien (die Herakliden oder Sandoniden zu Sardes seit 1220
v. Chr. und die Troischen Könige) als Vasallenstaaten des
grossen Reichs von Nineve blühten; uralte Heiligthüiner Assy-
rischer Religion und bis jetzt in Kleinasien und Armenien erhal-
tene Monumente ihrer Kunst bezeugen die Dauer dieser Herrschaft.
<$. 1?. Ihr Verfall begann um 747 mit dem Untergang
der altassyrischen Dynastie, welchem die Theilung der Haupt-
länder des Reiches unter zwei neue Chaldaische Dynastien
(Nabonassar zu Babylon, I’hul zu Nineve) und der Abfall von
Lydien (Dynastie des Gyges oder der Mermnaden) und M e-
d i e n folgte. Diess zweite der Arischen Hauptländer von \V. nach
0. zu verbreitete schon unter Frävartis (•Ppiidptjjj) um 650 seine
Macht fiber Persien, Baktrien, Armenien und das östliche Klein-
asien bis zum Halys, wo es mit dem Lydischen Reiche zu-
sammenstiess. Daneben bleibt in Kleinasien noch Cilicien als
selbständiges Reich bestehend. Die vorübergehende Erobe-
rung ganz Westasiens durch nordische Stämme (Skythen,
Salten, Kimmerier) um 640 — 600 betraf zwar auch das Me-
dische Reich und kostete ihm den Besitz von Parthien und
den fernen Ostprovinzen, vernichtete aber auch die letzte
Kraft des Assyrer-Reichs, dessen Hauptland, das wieder unter-
worfene Babylon, unter Nabopalassar (um 625) völlig selb-
ständig wurde und mit Medien verbündet, gleichzeitig mit der
Vertreibung der Skythen im Jahre 606 v. Chr., dem Reiche
1*
1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
5
Flüsse genau sind , die sieh bei Ptolemäus finden, der allein
uns über die Bekanntschaft der Allen mit diesen Gegenden
belehrt; einigermassen sicher bestimmen lassen sich nur die
sogenannte silberne und goldne Landschaft (‘Agyvgrj und
Xgvaij yi’ina) an den Küsten von Peffti, die goldne Halbinsel
{Xgvaij Xtgoorr/aog) Malakka, der grosse Meerbusen (7v/s-
yag Kukaog) M. v. Siam und Thinae im jetzigen Annam;
gegen Südosten ist der äusserste Punkt Kattigara wahrschein-
lich auf der Küste von llorneo (bei Ptolemäus nur fälschlich
als mit dem Continent von Asien zusammenhängend gedacht)
zu suchen und Java-diu (d. i. Gersten-Insel) heisst noch jetzt
Jura (s. Taf. I.).
§. Die auf die westliche Halbinsel (unser soge-
nanntes Vorder-Indien) beschränkten, von Norden einge-
wanderten , der weissen Rasse ungehörigen Indier batten für
ihre Nation nur den allgemeinen Namen der Arier (Ärjä),
worunter im engeren Sinne auch nur die der Brahma-Religion
ergebenen civilisirten Stämme verstanden werden; ihr Land
heisst in diesem engern Sinne Arjävarta (Arier-Bezirk),
oder Arjädessa (Arier-Land), eine Bezeichnung, die den
Classikern fremd blieb. In strengerem Sinne begreift es nur
das Tiefland des Ganges-Gebiets, das auch specieller Madh-
jadössa (Land der Mitte) genannt wurde; dagegen ist da-
von ausgeschlossen sowohl das östliche Tiefland der Ganges-
imindungen, als das ganze, durch Wüsten getrennte und von
vermischten Stämmen bewohnte Indusgebiet, als auch die
ganze südliche Halbinsel, welche im Sanskrit Dakschinä-
patha (d. i. Südweg, vulg.: Dakhinäbadha, daher bei den
Griechen Aaytraßad't]g, und jetzt Dekltah) genannt wird.
Letztere, sowie die Nordabhänge des sie nördlich schlies-
senden V i n d hj a - Gebirgs (Vindius des Ptol.) sind noch in
historischer Zeit von dunkelfarbigen Völkern (Indischen Athio-
pcn der Alten) von fremdem nicht arischem Stamme bewohnt —
den ß h i 11 u , Kola, S a v a ra , G ö n d a , Tuluva, Kerala,
Tämila u. a., die von den Ariern allmählig theilweise schon
in sehr alter Zeit unterworfen und civilisirt wurden. So ent-
standen auch im Süden einzelne Arische Reiche, wie an der
Westküste Suräsch tra (d. i. schönes Reich,Xugatugqvt] bei
I’tol., der Name erhalten im jetzigen Surät) , Latika (oder
Larika, Aagtxrj, Hauptstadt im l.jahrh. n. Clir. Minnagara,
im 2ten Udschajani, vulg. Udscheni, ’Ocijrtj bei Ptol., jetzt
Vdscliein, mit dem berühmten Handelsplatz Barygaza); im
Innern Arjaka mit der Hauptstadt Tagara; Vi darb ha
(llerär), Hauptstadt Iialjani (^Innoy.ovqu); an der Ostküste
die Landschaft Maesolia (wo jetzt Masulipatana und der
alte Hafenort Kalinga, von wo die bis dahin die Küste ver-
folgenden Schilfe gerade über den Gangetisehen Meerbusen
nach der Hinterindischen Goldküste zu segeln pflegten); im
Süden das Reich Pändja (Uaväitovog /tnga, Hauptstadt
Madhurä, Mud'ovga) und diesem gegenüber das Reich der
Insel Ceildn. Letztere hiess ursprünglich Lanka, führte aber
auch bei den Ariern die Beinamen Tämraparni (vulg. Täm-
bapanni, woraus griechisch Tungoßurrj) und S i n h a I a D w i p a
(d. i. Löweninsel) vulg. Sihala Diva {Xtti.t-dtßct, Serendiva,
davon Zcdixij und der neue Name); Hauptstadt Anuradha-
gräma (’drovgoygaufior, gräm» heisst Dorf).
$. 2-1. Im Flussgebiete des Ganges (sanskrit Gangä),
der Jamuilä (Aiiiunvea, jetzt Dschemni) und ihrer Neben-
flüsse, oder dein eigentlichen Madhjadössa, war in uralter Zeit
Ajödhjä (jetzt Audit, früher auch Saketam genannt, daher
bei den Griechen Zccyid'a) Hauptstadt des frühesten bedeuten-
den Reiches. Östlich gränzte an dasselbe das alte Reich von
Magadha, der früheste Sitz der Buddha-Religion und zu
Alexander’s Zeit mächtig unter dem Namen Prätschja, d. i.
Ostland (daher die Einwohner bei den Griechen Ilguaint),
mit der Hauptstadt Palaliputra (griechisch Ijcdipoilga,
Iltuiiißofhgci, Ruinen unter dem alten Namen beim heutigen
Patnn), welches last das ganze Gangesland umfasste und sich
um 250 v. Chr. bis zur Westküste in Suräschtra und Larika aus-
dehnte. Daneben bestand im Gangesdelta das Reich der Gan-
garidae, Hauptstadt Pdyyt], bei den Indiern Gaudä (Ruinen
noch Gaur genannt). Im Nordosten reichte die Arische Be-
völkerung noch bis auf die Vorhöhen des Gebirges, welches
in seiner ganzen Ausdehnung den Arischen Namen Ii a i m a-
vata (d. i. schneeig im Sanskrit; dial.: Hernöta, daher bei
Römern und Griechen Hemodus, ’Htxuid'ig) oder Himavat (auch
Himavan, daher “lanog Oller iuttttt’) trug, jetzt mit gleicher
Bedeutung gewöhnlich Himälrjit (d. i. Schneelager) genannt
wird "). Wo der Himalaja an seinem Nw-Ende mit der von
0. nach W. streichenden Kette des Paropanisus sich kreuzt
und zu den höchsten Schneegipfeln erhebt, ist der heilige
Götterberg der Indier, Meru (bei den Griechen Mtjgng) , zu
suchen; das nördlich daran stossende Plateau, welches die
Oxusquellen enthält, heisst noch Pamir (sanskrit öpameru,
d. i. auf dem Meru gelegen). Das von hier weiter gegen
Norden streichende, Sogdiane in 0. begrenzende Schnee-
gebirge (bei den Indiern Vaidhura , d. i. Juwelen - Gebirge,
woraus der jetzige Name ilelttr oder llolor Ta alt) wird von
den Alten gleichfalls unter dem gemeinsamen Namen Imaos
begriffen.
25. Indus-Gebiet. Zuerst bekannt geworden
durch den Feldzug Alexander’s, der hier viele, grössere und
kleinere, theils monarchische, theils republikanische Staaten
trifft. Die Völkerschaft der Gandarier (Land Pavthtgxtig,
indisch und persisch Gandhära), die das Thal des Koplien
(Kabulflusses) bis zum Paropanisus bewohnte, war hier das
westlichste, den Arischen Indern angehürige Volk; die am
Indus selbst, noch innerhalb des Gebirgslandes wohnenden
Dardae oder Jagälsgat (noch jetzt Dardtt) sind das von
Herod. Iii. 102 erwähnte goldsaminelnde Volk. Östlich des
Indus wohnten die Caspirer (Kii an s t go t) im jetzigen
Kaschmir, das in ältester Zeit Käsjapapura hiess, dem Namen
nach gleich dem Kuaminvgng der Alten (obwohl Herod. Iii.
102, Iv. 44 die so benannte Stadt unmittelbar an den Indus
setzt); der südwestliche Theil Kaschmirs hiess auch A b h i-
säram, welches bei den Alten als Volksname ’Aßtadgai, in
Alexander’s Geschichte als Name des Beherrschers dieses
Landes (’Aßtatigtig) . vorkömmt. In späterer Zeit erscheinen
die Caspirer als Bewohner (vielleicht nur Beherrscher) der
Länder zwischen Satadru und Jamuna, bis tief ins südliche
Flachland hinein.
24». Das südlich dem Gebirge vorliegende, von dem
Indus und seinen 5 östlichen Nebenflüssen bewässerte Tief-
land, jetzt Pendschäb (persisch Fünfwasser) genannt, hiess
schon bei den ludern Pantschanäda (Fünfstrom), wird
aber bei den Alten nicht unter gemeinschaftlichem Namen
erwähnt; im Reiche Alexander’s bildete es die Ober-Indische
Satrapie. Die Namen der Flüsse werden in unsern Quellen
sehr verschieden, und besonders in den Griechischen Histo-
rikern zum Theil ganz eorrumpirt geschrieben ; am richtigsten
sind sie, nach der Sanskritform: Vitastä ('Vilitraijs, jetzt
Hedscliah, auch Behüt oder Dsehelam genannt), Asikni
Oaxtairris) auch Tschandrahügha {Xctvdcigoifuyog, Sctrddßayig)
genannt, Iravatl oder vulg. Iröti {‘Yagunig, ’Ytlgudtttig),
*) Es beruht daller nur auf ungenauer Kenntniss, wenn jene völlig
gleichbedeutenden Namen von den Alten zuweilen unterschieden und auf
verschiedene Thcile des Gebirges angewendet werden.
auch Poviithg, jetzt noch Iröti oder Hart), Vipässa (Bißaß tg,
"Ynaaig,“Yifccaig, zuweilen auch ganz falsch "Ynavig geschrie-
den, jetzt Vjäsa), Satadru (Zntfialgt]g, Hcsidrus, jetzt Sxat-
ledscli oder Ghara); der Letztere gieht jetzt gewöhnlich
der Vereinigung aller 5 Ströme bis zur Mündung in den Indus
den Namen, bei den Alten galt dafür der Name Hyphasis.
§. 2s. Vom Hyarotis bis über den Hydaspes nördlich
reichte das Reich des Poms, die Orte, wo dieser am Hy-
daspes von Alexander besiegt wurde, bezeichnen die von
letzterem gegründeten Coloniestädte Niräa und Bncephala;
das weiter nördlich bis zum Indus ausgedehnte Reich des
Taxiles ist durch den Namen der Hauptstadt Taxila (in-
disch Takschasilä) bezeichnet. Die östlichsten, jenseits des
Hyarotis von Alexander erreichten Gebiete gehörten freien
Völkern, die desshalb von den übrigen Indiern selbst
Ar tisch tra (d. i. die Künigslosen) genannt wurden; daher
der Name des Stammes ’Adttaiattu bei Arrian; zu ihnen ge-
hörten auch die Kaihuot, die noch jetzt unter dem Namen
Khattia als unterworfenes Volk dieselbe Gegend bewohnen.
Die Altindische Stadt Arore bezeichnet wahrscheinlich die
Lage der Hauptstadt des Fairsten Musicanus. Ausser den
beiden Alexandria, im Gebiete der 0 x y d r a ca e (oder Sudracae,
indisch Südraka), und Sogdi, wurde in der untern Indi-
schen Satrapie eine Griechische Niederlassung zu Pattala
(indisch Pötala, d. i. Schiltslände) gegründet, an der Ver-
zweigung der Indusarme*), welche früher höher im Lande
anling und mehr nach Osten zu lag, als jetzt, wo diese öst-
lichen Arme vom Sand verschüttet sind und der Hauptstrom
westlicher geht, bei Sihwän, dem alten Sindomana, vorbei;
das neue Flussbett ist auf Taf. Ii. durch eine feinere Linie
bezeichnet, vgl. eine Karte des jetzigen Indiens. Das Hirten-
volk Abhirä (’.dßigcu) an den Indusmündungen bezeichnet
wahrscheinlich das Öpliir des A. T., von wo Indische Waaren
nach Phönicien und zu den Juden kamen.
Von dieser Küste erstreckt sich bis zum Fasse des Hi-
malaja eine salzhaltige Sandwüste, die fruchtbaren Ebenen
des Indus- und des Gangesgebiets von einander trennend; sie
hiess bei den alten Indiern Marusthala, d. i. Wüstengebiet
(jetzt in gleicher Bedeutung Marwar, oder mit abgekürztem
alten Namen Tliul oder Thur), und war der Wohnsitz meh-
rerer nicht arischer, nomadischer Stämme von schwarzer
Hautfarbe, von denen die Padaei und Calatii schon von He-
rodot als äusserste Indier erwähnt werden.
A R I A N A
oder die östlichen Satrapien des persischen Reiches.
§• Äs. Die weiten Hochländer, welche sich vom Ur-
sitze der Arischen Stämme (dem Airjana Vaedscho der
heiligen Sage der Zendbücher) gegen Westen ausbreiten, er-
hielten vom Namen des bewohnenden Volkes (Airja im Zend,
altpers. Arija) den Namen Airjana; , Äqutvia der
Griechen, Airän der inittlern, Iran der neuern Perser, der
zwar in der ältesten Slammsage auf die Länder im Osten der
grossen Medischen Wüste (Sogd, Baktra, Nysaea, Hyrkania,
Areia; Arachosia, Drangia , India u. a.) beschränkt ist, aber
schon von den Alten selbst, seit den Zeiten des Altpersischen
*) Der von Alexander d. Gr. lteschiffte flache See (Arr. Vi. 19 )
ist der von den Indern Irina (Ecpivov, jetzt Rin), d. i. Salzwüste, ge-
nannte, nur hei herrschendem Sw-Wind vom Meer bedeckte, sonst
sumpfige oder trockene Meerbusen.
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Weimar
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und von den Chinesen nur einzelner Gränzländer beraubt,
erst im 6. Jahrhunderte dein Einbrüche Hunnischer und Tür-
kischer Völker unterlag.
Das östliche Baktrische Gebirgsland bis zu den Oxus-
quellen hiess Paraetacene (Parvataka, d. i. gebirgig) und
war, wie das ganze Gebiet des westlichen Iinaus (ßelur
Tttgh) bewohnt von meist nomadischen und sehr kriegeri-
schen Stammen des nördlichen Arischen Zweiges: Tocharen,
Comcden (Kuntluz im Lande Tticharistän) u. a., welche
die Perser und Inder unter dem Gesammtnamen dersakä
(Zdxat), die Griechen unter dem der Scythen ("Aßioi Zxvthti
in der Geschichte Alexander’s) zusammenfassten.
9) Sogdia (Soytsiavt), häufig auch ~onythai’r1, altpers.
Suglid, im Mittelalter Sogt!), Hauptstadt Maracanda (Sa-
markand') , am Flusse nokvtiurjtos (einheimischer Name
unbekannt, j. Zar-afschän d. i. goldführend); bis zum
Jaxartes (auch Orxanthes, von den Massageten Silis, von
den Griechen Tar.ais genannt, j. Sgr) ausgedehnt, an dem
Cyrus die äusserste Gränzfestung des Perserreichs (daher bei
den Griechen Kvgtmokis oder Kvgioyara genannt) angelegt
hatte, und Alexander darauf eine neue, ’Aätgtertfqhcc Eu yüf
noch weiter östlich anlegte (wahrscheinlich das heutige
Cltodschend und Cliokand),
10) Chorasmia (altpers. Chwärazinia, d. i. Weideland),
die weite Ebene des unteren Oxuslandes, noch jetzt Chu'drizm
genannt. Der Oxus mündete nach den Alten, ja noch bis
ins 16. Jahrhundert, in mehreren Armen, deren Lauf sich
heutiges Tages noch verfolgen lässt, ins Caspische Meer,
stand aber wahrscheinlich auch schon damals mit dem 110
Fuss höher als jenes Meer liegenden Aralsee (Oxianischen
See) in Verbindung, der jetzt allein sein Wasser erhält, nach-
dem die alten Flussbetten, sowohl der Oxusarme, als der
früher in ihn mündenden, jetzt im Sande versiegenden Flüsse,
des Margus und Oehns (Tedschentl, welcher vielleicht auch
mit einem abgesonderten Arme das Meer erreichte), durch
Anschwemmung der mitgeführten Erde, sowie durch Ver-
wehung mit dem Sande der Wüste verschüttet worden
waren.
Die Chörasmier, Sogder (9). Areier (6) und Parther (13)
bildeten zusammen nach Darius Eintheilung den Xvi. Bezirk;
diesem benachbart war der Xi., worin Herod. nennt:
11) Die Caspier (in späterer Zeit am Westufer des
nach ihnen benannten Meeres, früher vielleicht auch am öst-
lichen) P a u s e r (Pausicae oder Paesicae der Späteren, östlich
vom Caspischen Meere), Pantimather (unbekannt) und
Dariten (vielleicht hei Dareium an der Nordgränze Par-
thien’s? vgl. Taf. Iii.). Spätere Kenntniss fügt hierzu noch
die Namen der Daher, Mardyener, Panier, Massageten u. a.,
alles nomadische Reilervölker. ,
W cst-Ariana.
(Medische Provinzen.)
»
32. Es folgt nun von den nördlichen Hochländern
des sogenannten Taurus, die westliche, längs den Südküsten
des Caspischen Meeres gelegene, in So. durch die grosse
Medische Wüste, in Sw. durch das Tigris-Tiefland begriinzte
Reihe.
12) Hyrcania (im Zend Vehrkäna, d. i. Wolfsland,
altpers. Varkäna, daher die griechische Nebenform: Bttqxdnoi,
und der neupersische Name Gurgän, oder nach arabischer
Aussprache Dschordschnn). In diesem Namen begreifen die
Alten auch gegen 0. Nisaea (Nisäja, jetzt Atisa) und Si-
racene (Stadt Siraca, jetzt Sclierachs), gegen W. die Ge-
birgslandschaft der T a purer (ihr Land altpers. Tapuristhäna,
neupers. Taberistnn). Da keiner dieser Namen in Herodot’s
Verzeichniss vorkömmt, obgleich er anderwärts die Hyrcanier
als besonderes Volk nennt, und sie später eine eigne Salrapie
bildeten, so war Hyrcania wahrscheinlich geographischer Ge-
sammtname für die Wohnsitze der im Xi. Bezirke genannten
Stämme (s. oben Nr. 11) , da namentlich die Dahae später
häufig als Bewohner Hyrcaniens genannt werden.
13) Parthia, genauer üciotlvctia, Iittrhivryt), nach dem
altpers. Parthvä, ursprünglich kleiner Gebirgsbezirk im Taurus-
hochlande, an dem Zusammentrellen aller grossen Verbindungs-
strassen aus 0., W. und N. gelegen, daher der von den
Griechen in ‘Excaounvkos übersetzte Name der Hauptstadt;
im östlichen Gebirg (Zapaortenou) in Apavarctice (jetzt Abi-
wertl) lag das Stammgebiet der Arsaciden-Fürstcn. Unter
diesen wurde der Name der Landschaft westlich auf Theile
des alten Mediens, die Districtc Comisene (Kumts) und
Choarene (Clttvdr) und südlich über die Oasen der grossen
Wüste bis an die Gränze des Reichs, auch nördlich über
Tapurien und Hyrcanien ausgedehnt (vgl. Taf. Ii. und Iii.)
14) Media (altp. Mäda, die Einw. auch Mädaja, im A. T.
Madai), als Provinz des Perserreichs über Assyrien bis an
den Tigris ausgedehnt, welcher westliche Theil auch M a t i a ii e
(hei Herod. Murirjrri) genannt wurde (s. unten §. 37). Als
X. Bezirk in Darius Eintheilung begriff es auch die Völker-
schaften der Paricanii (in der östlichen Wüste, vgl. §. 30, 3)
und Orthocorybantii (wahrscheinlich in der später Corbiane
genannten Landschaft im S. an der Gränze von Susiane und
Persis). Diese Südgegenden hiessen, als rauhes Gebirgsland
(vgl. No. 13), Paraetacene, bildeten in Alexander’s Reiche
eine eigne Satrapie und wurden später , da sie den Parthern
nicht unterworfen waren, zu Persis gerechnet. Hanptort
darin A spada na (Isfahttn). Den westlichen Theil davon,
am obern Choaspcs, bewohnten die Cossäcr, ein räuberi-
sches, den Persern nicht gehorchendes Bergvolk, welches die
gerade Strasse von Susa nach Echataua sperrte und erst
von Alexander unterworfen wurde. Das eigentliche Medien
im N. dieser Landschaften ist meist Hochebene, mit einzelnen
Gebirgsgruppen, unter denen die bedeutendste die des Aru-
andu (griecli. Ooorttji, neupers. Erwend oder Eiwend),
an dessenostlüsse die alte festeflauptstadt Hagamatä (-tan),
1 !'Ayßcaava, später 'Kxßiaava, im A. T. Achmeta, jetzt Ha-
madtin. Hauptort des östlichen Mediens, an den nach Par-
] thien führenden, sogenannten Caspischen Pässen: Raga,
’Pttyca {Rai) , nach der Vergrösserung durch die Seleuciden
Euro p us genannt; in der Nähe derselben erbauten die
Parther die spätere Hauptstadt Arsacia. Die Hochebenen
südlich vom Orontes waren unter dem Namen der Nisäischen
durch Pferdezucht berühmt; hier lagen die allassyrischen
Ileiligthümer und Monumente von Concobar ( Kangaver)
und ßagislän (lleliistün oder Risutim) mit der grössten
altpers Inschrift und die Landschaft Kambadene (altp. Kapada).
15) Dieser ganze grössere südliche Theil Mediens bildete
im Macedonischen und Parthischen Reiche die sogenannte
Satrapie Gross-Medien, während der nordwestliche Theil bis
zum Araxes mit der Hauptstadt G a z a c a (Gandzak), der früher
den. Namen Matiane führte, später von Alexander dem Per-
sischen Fürsten Atropates als besondere Satrapie verliehen,
in dessen Familie erblich blieb und gegen das Seleucidische
und Parthische Reich sich als selbständiger Staat behauptete.
Dieses Land ist immer gemeint, wo in Römischer Zeit von
einem Königreiche Media die Rede ist (vgl. Taf. Iii.,
unter Trajan wurde es, wie Armenien, auf einige Jahre so-
gar tributär an Rom) , gewöhnlich aber erhielt es von der
Dynastie den Beinamen Atropafene (persisch Athröpat-
jakäna, daraus armenisch Atrpatakan, auch Atrpajakan, da-
her neupersisch Aderbaigän, bei den Byzantinern ’Idooßiyde,
nach neuerer Aussprache Adzerbeidschdn).
16) Zu diesem nördlichen Medien rechnete man in spä-
terer Zeit auch die Gebirgsdistricte an der Swestseite des
Caspischen Meeres, bewohnt von den den Medern verwandten,
aber dem Perserreiche, sowie später den Parthern nicht oder
nur unvollständig unterworfen, nur von Alexander besieg-
ten, wilden Kriegsvölkern der Mardier (d. i. „Männer“
auch Amarder), Cadusier, Gelen (im jetzigen Gitän)
und Elymäer; aus letzterem Namen entstand wahrschein-
lich der Gesammtname der Dilemiten (Dolomener), un-
ter dem dieselben Völker in der spätrömischen Gescbichle
erscheinen und der im Uilem der Arabischen Zeit fort-
dauert.
Siid-Arinna.
(Persische Provinzen.)
§. 33. Das am südlichen Abfall des grossen Ariani-
schen Hochlandes bis zur Küste des Erythräischen Meeres
ausgedehnte Gebirgsland, das Stammland der Persermacht,
und als solches nicht steuerbar, daher den Satrapien nicht
beigezählt, heisst bei den Griechen mit altem Gesammt-
namen
17) Persis (vom Namen des Volks Iuotuu, altpers. und
ind. Pärsä, im A. T. Päres, daher neupers Fnrsi, und das
Land Farsistän). Die alte Hauptstadt des Volkes, seit Darius
Begräbnissort der Könige und Hauptheiligthum des Reiches,
ist liier Persepolis (griech. Übersetzung des einheimischen
Namens, wahrscheinlich Pärsakarta), colossale Ruinen des
Palastes, jetzt Tuchti Dschemschitl (Thron des Sagenhelden
Dscliemschid) oder Tscliehu imintir (d. i. 40 Säulen), und
Felsenbildwerke, Nakschi Rnstam (d. i. Bild des Rustam,
des Persischen Sagenhelden), genannt. Verschieden davon
ist die gleichfalls alte Burg und ursprüngliche Residenz der
Achämeniden Pasargada (wahrscheinlich die Ruinen von
Fiisa oder die von Uaräbgerd), wovon der edelste Stamm
'des Persischen Volkes den Namen trug. Ein anderer
Stamm, die Mardier, hauste räuberisch in den südlichen
Gebirgen, wo er von Alexander d. G. bezwungen wurde.
18) Nach einem anderen Persischen Stamme, den Car-
maniern (Etnuui'irn bei Herod. I. 125), hiess der östliche
Theil des eigentlichen Persiens Carinania, mit gleich-
namiger Hauptstadt (jetzt Kirmän); er reichte nördlich bis
zur Wüstenoase Isalis (Jezit), südlich bis zum berühmten
Handelshafen Harmozia (Orinaz). Die ganze Küste dieses
Landes, wie von Persis und dem östlicheren Gedrosien bis
zum Indus, wird uns vorzugsweise durch die Beschiffung des
Nearcus, Flottenbefehlshaber Alexauder’s d. G., bekannt,
nach dessen von Arrian erhaltenen Berichten die Namen der
Orte und Flüsse auf unserer Karte eingetragen sind.
19) Cissia (altpers. Chwajschha, daher aramäisch
Chwaz, Clüiz, neupers. Cküztslän und die mittelalterliche
Hauptstadt arabisch: Aliwäz, diesem Namen entspricht
wahrscheinlich Ov;tot), später auch Susiane genannt,
von der Hauptstadt und Residenz Modisch -r und Per-
sischer Könige, Susa (im A. T. aramäisch Schüschän, d. i.
Lilie, die Ruinen noch jetzt Schiisch oder Tau Soleim tu
(Salomon’s Thron), zwischen den Flüssen Eulaeus (Ulai
des A. T.) und Choaspcs; ein grossentheils schon der unteren
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§. 30. Am Tigris höher hinauf das von Seleucus I.
erbaute Apaniea und die neuen Hauptstädte der Griechisch-
Farthischen Zeit: Seleucia (_£. >; ngog Tiyyidi), gegründet
von Seleucus I., nur bis zur Erbauung von Äntiochia in
Syrien Hauptstadt, aber sehr bedeutend durch Einwohnerzahl,
Handelsverkehr, Bildung und freie Verfassung, existirte es
als Griechische Municipialstadt noch unter den Parthischen
Königen, welche ihre Residenz in dem auf der andern Tigris-
Seite liegenden, gleichfalls von Griechen gegründeten Orte
Ctesiphon (pers. Taisafün) aufschlugen. Dieses wächst
seit der Zerstörung von Seleucia (durch Lucius Verus 160
n. Chr.) und bleibt auch unter den neupersischen Sassaniden-
Königen gewöhnliche Residenz, unter dem Namen Madain
(d. i. Doppelstadt, weil die gegenüberliegende Vorstadt Se-
leucia’s, Coche [Xio/tj, Küka der Syrer], mit dazu gerech-
net wurde), — die Ruinen des Fallastes des K. Chosrö,
(Täki Kesra), unterhalb Haghdäd als einziges Denkmal
noch erhalten. Hier mündet in den Tigris der von Nebukad-
nezar angelegte, aus dem Euphrat abgeleitete Schiffahrts-
canal Nahar-Malcha (aram.: „Fluss der Könige“); längs
desselben lagen in der Sassanidenzeit die von K. Julian auf
seinem Zuge gegen Ctesiphon eroberten Städte Dlahuzamaicha
und Pirisabora (Peröz-Schahpür bei den Syrern), dann Sip-
phara (Sifeira, im A. T. Sepharvaim), eine der ältesten
heiligen Städte der Chaldäer. Hier der Anfang der von den
alten Chaldäischen Königen zum Schutz gegen die Araber
der westlichen Mesopotamischen Wüste aufgeführten so-
genannten Medischen oder Semiramis-Mauer (Reste
jetzt Sidd-Nimrüd, d. i. Nimrod’s Wall), die sich nördlich
bis Opis am Tigris zieht (S. Taf. Vi.) ®).
Die natürliche Nordwestgränze Babyloniens bildet am
Euphrat der Anfang des fruchtbaren Tieflandes gegen die
höhere, steinige, hügelige Mesopotamische (oder Arabische)
Wüste; dieser Ort heisst daher Xen. Anab. I. 5. Ilvkai Ba-
ßvkcorhtg und liegt in der Nähe von Hit, bekannt durch seine
Asphaltquellen, die schon Herod. I. 179. nebst dem Orts-
namen “/? kannte, wovon das bei Xen. genannte Charmande
wahrscheinlich nicht verschieden ist.
An der Nordseite Babyloniens auf der Strasse nach
Medien die uralten Hauptstädte (später Macedonisch-Griechi-
schen Coloniestädte) Chalasar (wahrsch. Thelassar oder
Elassar des A. T.), später ’Aytf/nra, und Chala oder Chalne
(so im A. T.; Xakwrrj, Kakktnrtj, Ktkcsrai, syrisch Chala-
wän, arab. Holwän).
§. 40. Nördliches oder eigentliches Assy-
rien. Älteste Hauptstadt Nineve (d. i. Sitz des Ntn, des
Assyrischen Hauptgottes), von den Griechen nur Ntrog ge-
nannt, grosse Ruinen mit neuerdings entdeckten altassyrischen
*) Wenn aber Xen. Anal). I, 7,15 vier nur eine Parasange (% Meile)
von einander entfernte aus dem Tigris in den Euphrat führende Schiff-
fahrts-Canäle angegeben werden, so ist diess, abgesehen davon, dass
wegen der hohem Lage des Euphratbettes das Wasser nur aus diesem
in den Tigris, nicht umgekehrt, fliessen kann, ein späteres und unge-
höriges Einschiebsel, beruhend auf Verwechselung mit kleineren Be-
wässerungs-Canälen, die auch noch vorhanden sind, die aber das
Heer des C.vrus gar nicht erreichte. Vom Schlachlfelde aus (der Ort
wird hei andern Autoren Cunaxa genannt) zieht das Heer in der Nähe
des Flusses wieder nach N. zurück, lagert einige Zeit in Dörfern, und
kehrt dann wieder um, östlicher nach dem Tigris zu; erst hier wird die
Mauer erreicht, während sie am Flusse weder beim Hinmarsch, noch
beim Zurückmarsch von der Schlacht erwähnt wird, offenbar, weil die
Perser sie aus Sicherheit hatten verfallen lassen. Von der Mauer geht
der Marsch östlich nach Sittace mit der Tigrisbrücke — hier war die
grosse, von Babylon nördlich nach Ecbatana und Ninive führende Heer-
strasse erreicht; bei Opis wird diese wieder verlassen und ein west-
licherer Weg eingeschlagen. '
Kunstbauten und Bildwerken, noch jetzt Kinija oder Xitnija
genannt, gegenüber Mossul und in der Umgegend. Die grosse
Strasse nach Babylon und Medien (s. Alexander’s Feldzüge)
ging von hier 0. nach Arb ela {Erbil, altpers. Arbira),
dann S. über Mennis mit Asphaltquellen (die noch jetzt häufig
bei Kerkiik und Tüs - Churmaly) nach Opis — immer am
Westrande der Gebirgsabfälle und des fruchtbaren Landes.
Alles westlich davon gelegene Land bis tief in Arabien hin-
ein ist eine nur von den beiden grossen Strömen Tigris und
Euphrat, mit einem schmalen fruchtbaren Thalsaume, durch-
brochene steinige Wüste. So trafen sie auch die zehntau-
send Griechen auf ihrem Rückzuge von Opis an längs des
Tigris * **)), wo am Flusse als Städte von Xenophon genannt
werden: Caenae (wahrsch. Kanne des A. T., Ruinen von
Kalahi Sclierkat), Larissa, nahe dem Zahatus (grossen
Zab, wahrsch. Resen des A. T., Ruine Nimriid mit kürz-
lich entdeckten altassyr. Bauwerken) und Mespila (wohl
Missverständniss der aram. Bezeichnung Maschphil, d. i. zer-
stört), d. i. Ninevö, welches seit der Zerstörung durch die
Meder, 606 v. Chr., wüste lag. Daher heisst diese ganze
Strecke am Tigris von Opis an bis zu den Cardttchen bei
Xen. Ii. 4. Media, weil sie von Medern besetzt war
(vgl. §• 37), und da die westlichsten Stamme der Meder auch
Matianer genannt wurden (vgl. §. 32, 15), ist sie auch
unter diesem Namen mit einbegriffen").
§. 41. In späterer Zeit wird diess nördlichste Assyria
oder eigentliche Aturia auch syrisch Hadiab (von der
Lage an den beiden Zäh) genannt, mit griechischer Endung
’Adiaßrirrj ***). Unter diesem Namen bildete es seit ungefähr
50 v. Chr. bis auf die Sassaniden-Zeit ein eigenes , von den
Parlhern abhängiges F'ürstenthum, als dessen Hauptorte Ar-
bela und das vielleicht zum Theil wieder erbaute Nineve
erwähnt werden. ,
Die von Arabischen Stämmen bewohnte Mesopotamische
Wüste bildet die natürliche und ethnographische Westgränze
des eigentlichen Assyriens; jenseit derselben westlich war
die Aramäische Urbevölkerung von Vermischung mit
Arischen Stämmen unberührt geblieben; daher auch das von
Griechen von seiner Lage Mesopot am ia genannte Land
von ältester Zeit an unter dem allgemeinen Namen Aräm oder
Syria mitbegrilfen wird. Zwar dehnten die Parther ihre Macht
über dasselbe jenseit der Wüste bis an den Euphrat aus,
aber nur als Schutzherren der dort selbständig bestehenden
kleinen Staaten (Osroene, Carrhae), welche später in das
Römische Interesse gezogen und endlich zu einer Römischen
Provinz gemacht wurden. Daher wird dieses Land, w enn
auch geographisch zum Euphrat-Gebiet gehörig, passender
mit dem übrigen Syrien bei den Römischen Provinzen in
Asien unten behandelt.
*) Ebenso im J. 36t n. Chr. K. Julians Rückzug von Ctesiphon
über Sumara, Dura, Hatra, Thilsaphata etc., s. Taf. Vi.
**) Nach Herod. V, 52 ging die Königsstrasse von Susa nach Sardes
von der Gränze von Kissia (Susiane). durch Matiene 147, und durch
Armenien 52parnsangen zuin Euphrat-Übergang, fiel also hier zusammen
mit der spätem und noch jetzt gebräuchlichen grossen Strasse von Ba-
bylon über Arbela, Nineve, Nisibis, Amida u. s. w.; er irrt nur darin,
dass er den Übergang über die vier Flüsse Tigris, die beiden Zabatos
(statt deuzspog xai zpczoz cöuzoz oijvopa^öpsvoz ist offenbar zu lesen
Zdßazoz odv.) und Gyndes innerhalb Armeniens verlegt, statt inner-
halb Matiene’s. (Vgl. Taf. Ii.)
***) Diess ist also keineswegs ein griechisches Wort — ädcaßazog,
wie es schon unter den Alten Ainiiiian. Marc, und nach ihm neuere Au-
toren falsch erklärt haben.
A r m e n i c n.
<§. 42. Das Hochland an den obern Flussläufen des
Euphrat, Tigris und Araxes, bewohnt von einem den West-
ariern zunächst verwandten Volke, das sich seihst Hai
(plur. Haikh) und davon sein Land einfach Ilaikh oder mit
persischer Form Haiastän nannte, und die ältesten Stamm-
sagen seines Geschlechts in das Thal des östlichen Euphrat-
arms verlegte (wo der Gebirgsgau Ilarkh, d. i. Väter, der
Sage nach benannt vom Stifter des ganzen Volks, Ilaik, d. i.
Vater). Dieser südwestliche Theil am Euphrat und Tigris,
ein ursprünglich Aramäisches Land (vgl. §. 35), scheint
daher zuerst bei den südlichen Völkern den Namen Armenien
(altpers. Armina) erhalten zu haben , und erscheint in jener
Ausdehnung als Satrapie des Persischen Reiches (Bcz. Xiii
des Darius) bei Herod. und Xenophon. Gesondert davon war
ursprünglich das nordöstliche Land am Araxes (persischer
F'lttssname, armen. Eras’ch, georg. Rachsi, daher jetzt Aras),
wahrscheinlich anfangs von rein arischen Völkerstämmen be-
wohnt, die sich hier von der Gränze Mediens bis in den
Caucasus und nördlich darüber hinaus verbreiteten; zu ihnen
gehören die Caspier, Siraker, Phasianer u. a. und die Hoch-
ebene des inittlern Araxeslaufes am Fasse des Massis (des
Berges der Fluth) trug selbst seit ältester Zeit den
Namen Airarat (so bei den armen. Autoren, d. i. Ebene
der Arier), im A. T. Ararat, unter welchem Namen ein
besonderes Reich neben dem Assyrischen schon um 600
v. Chr. erwähnt wird*); auch unter der Perserherrschaft
blieb es getrennt, da es im Steuerverzeichniss bei Herod. Iii.
94. im Xviii. Bezirk als ’Akagodioi neben den Matirjvoi
(vgl. §. 32, 15; §. 41) und Sa <s n e i gt ? genannt wird. Letz-
tere nahmen den nordwestlichen Theil des späteren Armeniens
ein, wo am obern Acampsis der altarmen. Thalgau S p e r, von spä-
tem Griechen Hyspiratis oder Syspiritis,'&’<r7irpir«r bei Xenoph.
Anab. Vii, 8., j. Isptr genannt. Zwischen diesem und Airarat,
im obersten Thal des Araxes (der hier auch d’äatg genannt
wurde, Xen. Anab. Iv, 6), wohnten die gleichfalls damals
vom eigentlichen Armenien getrennten Phasianer, in dem
Gau, der altarm. Basean, noch jetzt Pasin heisst.
§. 43. Doch war das Reich Armenien schon einmal
in älterer Zeit, wenn auch nicht unter diesem Namen, als
Vasallenstaat der Assyrer und später der Meder (König Ti-
granes zu Cyrus Zeit von Xenophon in der Cyrop. wie in
der einheimischen Sage gefeiert), auch über die nördlichen
Länder, namentlich Airarat, ausgedehnt; hier lag am Araxes
die uralte Hauptstadt Armavir (J.iouccovoiu Ruinen west-
lich von Eriwan). Als nach der Theilung des Reiches
Alexander’s in dem nur dem Namen nach von den Seleuciden
abhängigen Armenien ein neues einheimisches Reich unter
Artasches (Artaxias) sich erhob (180 v. Chr.), wurde die
Hauptstadt Artaschat (’Aqtaiara, Ruinen Ar daschar)
gleichfalls in Airarat am Araxes erbaut, so wie eine dritte
westlichere Hauptstadt, Erovan daschat, sich nach der
Zerstörung von Arlaxata durch die Römer (um 50 n. Chr.)
erhob, und nachdem letzteres wiederhergestellt, im 3. Jahrh.
n. Chr., die Residenz nach dem ganz nahen Douin (Jovßios
bei Procop.) verlegt wurde.
Neben dem Reiche des Artaxias war im südwestlichen
Theile des Landes, an beiden Seiten des Euphrat, unter
*) In dieser Bedeutung 2. Kön. 17, 37. Jes. 37, 38. Jerem. 51, 27,
auch in der Erzählung von der Finth, 1. Mos. 8, 4, steht im hehr.
Texte: die Berge von Ararat, so dass A. als Landesname zu verstehen
ist; erst von den Europäern wurde der Name geradezu auf den Berg
Massis übertragen, ein Gebrauch, den die Bewohner selbst nicht kennen.
2
1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
li
{Abndsen oder Abchnsen'), Apsilae, Suani (auch Suano-
colclii im nördlichen Colchis, noch jetzt Suanen), alles
Völker, von denen in alter Zeit wenig bekannt, und auch in
neuerer noch nicht genügend die Stammverwandtschaft nach-
gewiesen ist; mehrere davon treffen wir auch theilweise
(zum Theil noch jetzt) südlicher, an der Pontischen Gebirgs-
kette Kleinasiens (Sanni, Colchi §. 45).
Klein ■ Asien.
§• 40. Dieser Name für die Halbinsel (Asia minor)
wird erst in spätrömischer Zeit zum Unterschiede von dem
des Welttheils gebraucht; in früherer Zeit kommt, der Zer-
theilung in viele verschiedene Völkergebiete und Staaten ent-
sprechend (vgl. §. 16), kein gemeinsamer Name vor, obgleich
es wahrscheinlich ist, dass der Name *Aaia in ältester Zeit,
wenigstens irn Westen der Halbinsel (wie Evqwnrj für die
gegenüberliegenden Thracischen und Nordgriechischen Länder)
einheimisch gewesen und von den Griechen später auf den
ganzen dahinter liegenden Continent ausgedehnt worden sei.
ie Gesammtnamen der das ausgedehnte Hochland der Halb-
insel gegen die Küsten in N. und S. abschliessenden Gebirgs-
ketten, Paryad*res in No. (in den südlichen Parallelketten
auch Scoedises, Scydises genannt) und Taurus als Fort-
setzung der Armenischen Kette in Sw., in seinen nördlichen
Parallelketten von den Griechen später auch Antitaurus ge-
nannt *): bezeichnen zugleich den Gang der frühesten Ein-
wanderung zweier verschiedener Völkerfamilien von 0. her,
auf nördlichem und südlichem Wege; doch scheinen sich die
Semiten (Aramäer und Kanaaniter oder Phönicier) längs des
Taurus nur im Küstenlande (Cilicien) bis gegen Lycien, wo
die alte Bevölkerung von Milyas (die Solymer) ihnen angehörte
und vielleicht bis Carien ausgebreitet zu haben.
§• 50. Die Stammverwandtschaft der meisten kleinen
Völkerschaften der Halbinsel ist, wegen Unbekanntschaft mit
ihrer Sprache, noch nicht sicher ergründet; das beträcht-
lichste Volk, diephrygier (in ältester Zeit bis an die nörd-
lichen und südlichen Küsten des Agäischen Meeres, ja sogar bis
nach Creta ausgebreitet), sollen nach den Berichten der Alten
den Armeniern sprachverwandt gewesen sein, sie sind daher
wahrscheinlich vom Armenischen Hochlande nach W. zu
eingewandert**), ln Lycien und an den Westküsten scheint
eine sehr alte, den Griechen engverwandte Bevölkerung |
(Leleger, Pelasger, Tyrrhener, Üardancr) vorgeherrscht !
zu haben; diese sowie die Phrygische wurde gegen N. hin
durch die aus den europäischen Nachbarländern in sehr alter ;
Zeit (um 1100 v. Chr.) eingewanderten Thraki sehen
Stämme (Treren, Dolionen, Mygdonen, Myser, Thyner, ßi-
thyner, vielleicht auch die Eneter in Paphlagonien) theil-
weise verdrängt. Unbekannt ist die Abstammung der Cap-
padocier, zwischen Taurus und Pontus, nebst den gleich-
sprachigen Paphlagonen und Mariandynen, ob Armenischen
oder Medischen Stammes? zwar wurden diese Völker von
den älteren Griechen Syrer, auch As Syrer, oder mit
Bezug auf ihre hellere Hautfarbe Leukosyrer genannt, aber
schwerlich wegen Verwandtschaft mit Aramäischen Syrern,
sondern nur weil sie lange, namentlich zur Zeit der ersten
Bekanntschaft der Griechen mit den Küsten des Pontus, die
*) Parva und adri Wörter für ,,Gebirg“ in den arischen
Sprachen, Tura dasselbe in den semitischen.
**) Herod. Vii, 73, stellt diess, nach griechischer Ansicht Griechen-
land als Mittelpunkt der Erde betrachtend/ umgekehrt dar.
westlichsten Theile des Assyrischen Reiches bildeten
(vgl. §. 17, 37).
51. Denn dieses hatte seit 1230 v. Chr. die ganze
Halbinsel unterworfen und in Lydien (Sardes) ein Vasallen-
reich (vgl. §. 16) begründet; Lydiens Name reichte wahr-
scheinlich schon damals vom Ida in N. bis südlich über
den Mäander hinaus, an die Lycische Gränze, wo Cibyra
und ganz Cabalia eine Lydisehe Colonie aiif ursprünglich
Pisidischem Gebiet genannt werden. Die Lycier und Pisidier
selbst scheinen nicht unterworfen gewesen zu sein, so wenig
sie es unter dem späteren Lydischen Reiche der M e r m-
liaden waren, welches sich seit dem Verfall des Assyrischen
(um 713 v. Chr.) unter Gyges erhob, unter Alyattes (um 560
v. Chr.), nach Besiegung des selbständig gewordenen Phry-
gischen Reiches bis an den Halys ausdehnte und hier mit dem
Medischen zusammenstiess, das an die Stelle des Assyri-
schen getreten war. Neben jenem blieb das Ci Heische
Reich nördlich bis zum Halys ausgedehnt, selbständig be-
stehen, als Vasallenstaat sogar noch unter der Persischen
Herrschaft, die nach dem Sturze der Medischen und Lydischen
seit 540 die ganze Halbinsel vereinigte und selbst das bisher
freie Lycien, obwohl mit Schwierigkeit, unterwarf und mit
Persischen Colonisten bevölkerte. Nimmt man zu diesen
wechselnden Völker- und Staaten - Verhältnissen noch die
vorübergehenden Einfälle der Kimmerischen und Skythischen
Stämme (um 680 und 630 bis gegen 600 v. Chr.), die nach-
haltigeren der Gallier, welche seit 380 v. Chr. sich über das
ganze westliche und nördliche Kleinasien verbreiteten und
I bald darauf im Innern feste Sitze gewannen, die Menge der
seit der Eroberung durch Alexander (331) auch im Innern
gegründeten Griechischen Coloniestädte und der Griechischen
Bevölkerung überhaupt, die sich in allen Theilen einbürgerte
und den Gebrauch ihrer Sprache überwiegend machte, so
ergiebt sich, wie wechselnd in verschiedenen Zeiten und wie
schwierig zu bestimmen überhaupt die Gränzen der einzelnen
Gebiete sein müssen, zu denen wir nun übergehen.
§. 52. Unter der Persischen Herrschaft wurden die
alten Völkergränzen beibehalten, aber von den kleineren
mehrere in eine Satrapie zusammengefasst. Nach den Steuer- j
bezirken unter Darius finden sie sich folgendermassen ange-
ordnet (Herod. Iii, 90): I. Ionier, Magneten (in den
beiden Städten Magnesia), Aeoler, Garer, Lycier, Mi- j
ly er (auf den Gränzen von Lycien und Pisidien), Pamphy- i
lier. Ii. Myser, Lyder (in der oben angegebenen grössten
Ausdehnung, das spätere nordöstliche Karien mit umfassend),
Cabalier, Lasonier, Hygenner (letztere beide wahr-
scheinlich Stämme der Pisidier, welche später, ebenso wie
die Myser, sich von der Persischen Herrschaft freimachten,
Xen. Anab.). Iii. Phrygier (sowohl in Gross-Phrygien
als am Hellespontos, und nördlich über das spätere südliche
Bithynien und Galatien ausgedehnt, südlich den grössten Theil
des späteren Lycaoniens umfassend, während die eigentlichen
Lycaoner im Taurus wie die Isaurer zu den Pisidicrn gehör-
ten und frei waren), Asiatische Thraker (d. i. Bithyner),
Mariandyner, Paphlagonen, Syrer (d. i. Cappado-
cier, mit Einschluss des späteren westlichen Pontus). Iv. Ci-
licier, bis zum Halys und Euphrat, das spätere südliche
Cappadocien mit einschliessend, dessen Mittelpunkt, um Ma-
zaca, auch später den Namen Cilicia behielt. (Aber schon
zu Xenophon’s Zeit ist Cappadocia südlich bis zum Taurus
ausgedehnt und Cilicia, wenigstens als eigenes Reich, auf die
Küstenlandschaft beschränkt; Anab. I, 3.)
Anmerkung. Diese Begränznngen sind auf Taf. Ii. angegeben
und durch Vergleichung mit Taf. Vi., welche zwar die spateren Ein-
I theilungen und Namen, aber grösseren Masstab und mehr Ortsnamen
: zeigt, wird es nun leicht sein, die bei den älteren Autoren voikommen-
den Heerstrassen innerhalb Kleinasicns zu verfolgen. Diess sind vor-
züglich:
1) Die alte assyrisch-persische Königsstrasse, vom Mittelpunkt des
Reichs nach der Küste des ägäischen Meeres (Herod. V, 52), ausgezeich-
net durch viele Denkmäler assyrischer Religion und Kunst. Sie geht
von Ephesus und Sardes durch Lydien und Phrygien (über die Tempel-
stadt Pessinus) nach Ancyra , wo sie mit dem nördlichen Arme vom
Bosporus her (den Darius auf dem Zuge nach Scythien verfolgte, Her.
Iv, 85) zusammentraf; über den Ilalys durch Cappadocien oder Leuko-
syrien (hier lag Pteria, Local der Schlacht zwischen Cyrus und Crösus,
Herod. T, 76, wo neuerdings ungeheure Felsenreliefs auf assyrische
J Religion bezüglich entdeckt sind, weiterhin Zela mit Denkmälern der Se-
miramis, und Comana, berühmt durch Cultus der syrischen Göitin),
dann durch einen Theil Cilicicns (in der oben angegebenen weiteren
Ausdehnung, wo Melite später Melitene, von der assyrischen Göttin
Mylitta benannt und „für eine Gründung der Semiramis gehalten) zum
I Euphrat (an dessen Übergang eine assyrische Inschrift neulich entdeckt
ist). (S. die Fortsetzung bis Susa §. 40, Anra.; auf Taf. Ii. ist die
| Strasse eingetragen.)
2) Der Zug des Xerxes nach Europa (Herod. Vii, 26 — 32). Von
j Critalla in Cappadocien, wahrscheinlich auf der oben erwähnten grossen
Strasse gelegen, verfolgt er diese bis in’s südliche Phrygien, wendet
sich dann südlich nach Celaenae (dem späteren Apainca) und gellt von
I da am Salzsee (Ascania bei den späteren Autoren genannt) vorbei, über
| Colossae, Cydrara (wo später Hicrapolis) an der Gränze Lydiens, und
| Callatebus (in der Nähe des späteren Philadelphia) nach Sardes; der
letzte Theil dieses Weges und die Fortsetzung ist auf Taf. Vii. leicht
zu verfolgen.
3) Der Zug des jüngeren Cyrus mit den zehntausend Griechen
j nach Oberasien (Xenoph. Anab. I.; danach eingetragen auf Taf. Vi.,
wobei aber die späteren Ortsnamen und Gränzabtheiiungen nicht stören
I dürfen, daher auch Taf. Ii. zweckmässig zu vergleichen). Von Sardes
! bis Celaenae wie Xerxes, von da scheinbar rückwärts über Peltae nach
Kspajj.dtv ayopä an der (damaligen) mysischen Gränze, welches wahr-
scheinlich auf der grossen Königsstrasse lag (der Umweg wahrschein-
lich , um aus den Nordprovinzen und vom Hellespont her Verstärkungen
I zum Heere zu ziehen). Von da an wieder östlich, bei Synnada vorbei,
! nach Caystrupedion, Vereinigungspunkt der grossen Strassen von W.
| und N. (von der Propontis und dem Bosporus her); Philomelium und
I Laodicea auf der ferneren Strasse sind spätere Griechische Gründungen,
J lconiuin und die Ebene gehörte damals noch zu Phrygien , die Lycaoner
! waren auf die nördlichen Taurusabhängc beschränkt und im Kriegs-
zustände mit den Persern , ihr Land wurde mit südlichem Umwege feind-
| lieh durchzogen, vom südlichsten Punkte des Weges eine Heeresabthei-
lung auf dem nächsten Wege durch den Taurus nach Cilicien geschickt.
Das Heer zieht weiter gegen No. bis Dana (Tyana der Späteren, da-
mals schon zu Cappadocien gehörig) , um den bequemsten rass zu ge-
winnen, der von da aus südlich durch den Taurus nach dem eigentlichen
Cilicien führt (daher 7v'aai Kdixiai). Jenseits Tarsus ist der zuerst
erreichte Fluss Wdpog, der Sarus der späteren Autoren; dann über den
Pyramus wird Issus erreicht, die letzte Stadt Kleinasiens.
4) Der Zug Alexanders d. Gr. (vorzüglich nach Arrian, vergl.
Droysen’s auch im geographischen vortreffliche Geschichte Alexanders
d. Gr.; eingetragen auf Taf. Ii.) Überging über den Hellespont bpi
Lampsacus. Die Schlacht am Granicus in der Küstenebene, zwei d. Mei-
len von der Mündung, wo geringe Anhöhen am östlichen Ufer den Lager-
platz des Persischen Heeres bezeichnen; der weitere Marsch durch die
westlichen Küstenländer bis nach Lycien ist auf Taf. Vii. am leichtesten
zu verfolgen. Orte werden bei den Autoren nur wenige angegeben, da-
her die genaue Marschlinie selten nachzuweisen; dass Pinara in Lycien
bei Arrian jenseits des Übergangs über den Xanthus gesetzt wird, ist
ein entschiedener Fehler. Die Landschaft Milyas, wo Alexander Winter-
quartier macht, ist der südliche, schon von den Persern zu Lycien ge-
schlagene Theil der Hochebene dieses Namens. Jenseits Pamphyliens
werden in dem weiteren Wege nur die Punkte Sagalassus, Celaenae,
Gordium, Ancyra, Tyana namentlich angeführt, die Gränzen der Land-
schaften s. auf Taf. Ii.; bei Vergi. von Taf. Vi. ist zu beachten, d.ass
! damals ßithynia in seiner südlichen Ausdehnung und Galatia noch nicht
| existirten, das Land bildete einen Theil Grossphrygiens (s. §. 60). Der
| letzte Theil des Weges durch Kleinasien von Tyana an fällt mit dem
| des Cyrus zusammen. Zum Verständniss der Angaben der Historiker
über die Märsche vor der Schlacht bei Issus ist zu bemerken, dass das
j Thal am obern Ende des lssischcn Meerbusens ringsum von Gebirgs-
| ketten eingcschlossen wird, die den Gesammtnamen Amanus führen;
den Pass in der westlichen Kette W. von Issus, durch den Alex, von
der grossen Ciliciscben Ebene in das Thal gelangte, heisst aber auch
Pylae Amanicae, fluxai ' Apavides (bei-den Geographen und Curtius),
die östliche, am Ostrande des Meerbusens gerade nach S. laufende Kette
hat mehrere Pässe: 1) der nördlichste aus der Ebene über Issus östlich
nach Ober-Syrien, gewöhnlich (auch bei Arrian) gleichfalls P. Amanicae
genannt; durch diesen kam das Persische Ileer von Ober-Syrien in den
ücken der Macedonier; 2) der mittlere am Meerbusen selbst, wo das
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1851 -
Weimar
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- Autor: Kiepert, Heinrich
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Gebirge dicht «n’s Meer tritt, am Fluss Cersus, zwischen Issns und
dem spätem Alexandria, gew. P. Syriae (genauer hei Xen. Anab. I. 4.
7culai rftc Kthxias xa\ Suptas ) genannt, befestigt als Gränze beider
Länder;’?) der südliche, über den südlichsten Theil des Amanus gegen
S. zum Orontes-Ttial führende, gew. nur P. Syriae genannt. Durch
beide letztem war Alex, schon gegen S. vorgedrungen, als das Persische
Heer durch den nördlichen Pass ihm in den Rücken kam, musste daher
durch denseiben wieder zurück bis Issus, so dass er in der Schlacht
südlich, Darius nördlich stand.
53. Die grösste Veränderung in den Grunzen der
kleinasiatischen Länder entstand durch die verschiedenen
Theilungen des Macedonischen Reiches, wobei in den Kriegen
der Grossmiiehte (des Syrischen, Ägyptischen, Thracischen
Reichs) in einzelnen Ländern selbständige kleinere Staaten
sich bildeten und auf Kosten jener vergrüsserten, so das
Pergamische, Bilhynische, Pontische, Cappadocisclic Reich,
die Besitzungen der Rhodier, die Lycische Republik, die seit
275 v. Chr. aus Europa eingewanderten Gallier (hier grie-
chisch Galater genannt) und andere von noch kürzerer Dauer.
ln dieser Zeit kam auch die geographische Einlheilung
des ganzen Vorderasiens durch den Zug des Taurus-Gebirges
längs der Siidkiiste der Halbinsel von Lycien an bis durch
Armenien bin in Gebrauch; so dass unter Asien diesseits des
Taurus die ganze Halbinsel ausser Pamphylien und Cilicien
verstanden wurde; diese Länder nebst Syrien und dem fer-
neren Osten aber Asien jenseits des Taurus (nämlich von
Griechenland oder Rom aus angesehen) genannt wurden.
Die Seleuciden - Könige hatten zur Zeit ihrer grössten Macht
seit der Schlacht von Ipsus (301) die ganze Südosthälfte
Kleinasiens inne (Cappadocien als abhängiges Vasallenreich,
wie Armenien), ausser den von den Ägyptischen Ptolemäern
besetzten westlichen Südküsten (Cilicia-Trachea, Pamphylia,
Lycia, Caria), doch blieb nur Ost—cilicia dauernd beim Syrischen
Reiche, das Innere ging an die Galater, und als diese wieder
in engere Gränzen beschränkt waren, seit 189 an Rom ver-
loren, an welches ganz „Asien diesseits des Taurus“ abge-
treten wurde. Der westliche Theil der Halbinsel bildete den
Haupttheil des Thracischen Reiches des Lysimachus, bis dieses
durch die Galater fiel; hierauf erhob sich im Norden seit
etwa 260 die Dynastie der Pergamenischen Könige und
breitete sich seit 230 durch Siege über die Galater aus; be-
deutend wurde ihr Reich erst, da sie als Bundesgenossen
Roms 189 das von Anliochus abgetretene Lydien, Phrygien,
Pisidien erhielten, wozu noch jenseit des Taurus das west-
liche Pamphylien kam (während Carien und Lycien an Rho-
dus kamen, später aber selbständig wurden). Als dieses
Reich durch Erbschaft 130 v. Chr. an Rom kam, wurde es
als erste Römische Provinz in Asien kurzweg Asia genannt,
und auf diese Provinz, zu der, bis zu einer festen Einthei-
Inng unter den Kaisern, bald auch Carien und Lycien, zu-
weilen selbst Cilicien gerechnet wurden, beschränkt sich der
Gebrauch des Namens Asia bei den Römern, sobald nicht
vom ganzen Welltheile die Rede ist. Über weitere Verände-
rungen der Benennungen unter Römischer Herrschaft s. die
einzelnen Länder.
Einzelne Landschaften Kleinasiens.
<$. 54. Cappadocia; persischer (in den Inschriften
Kathpatuka), wahrscheinlich auch einheimischer Name für
das Land, welches die Griechen seit ältester Zeit Syria,
Leucosyria nannten (§. 50), die ganze Oslhälfte des klein-
asiatischen Hochlandes bis zum Ii al y s-Fluss (Kizil Irmak),
vom Taurus bis zum Pontus Euxinus umfassend (wenigstens
seit dein 4ten Jahrh. v. Chr., vgl. §. 52) und schon von den
Persern in 2 Satrapien, die südliche innere und die nördliche
am Pontus, getheilt. Auf ersteres, welches nach Alexander j
d. Gr. unter der persischen (Achämeniden-) Dynastie der 1
Ariarathes als eigenes Reich fortbestand, wurde später der
Name Cappadocia allein beschränkt, und in dieser Aus- I
dehnung führte es ihn als Römische Provinz, seit dem Aus- I
sterben der Dynastie 16 n. Chr. Der südliche, in ältester
Zeit zu Cilicien gehörige Landstrich am Taurus hiess auch
Cataonia, Hauptort Tyana (bei Xen. Jitru). Die alte Haupt-
stadt Mazaca wurde unter dem letzten Könige Archelaus,
Augustus zu Ehren Caesarea (noch jetzt Kaisarieh) und
die westliche Gränzstadt Garsaura Archelais umgenannt.
Bedeutende altassyrische Tempelorte im östlichen Theil des
Landes: Co man a und Melite (vgl. §. 52, 1), von letzterem
führte die Gränzlandschaft am Euphrat den Namen Melitene,
der auch auf die von den Römern als Gränzfestung erbaute
Stadt überging (jetzt Melatia).
§. 55. Pontischeprovinzen; (Pontus, Paphla-
gonia). Der nördliche Theil des Gebiets der Leukosyrer
oder Cappadocier wurde zunächst durch den Namen Cappa-
docia am Pontus unterschieden; da aber die einheimi-
schen Dynasten des westlich angrenzenden Paphlagoniens
(Corylas um 400 v. Chr.) ihre Herrschaft auch über dieses
Land ausgebreitet hallen und gegen die Persische Macht als
unabhängig aufrecht erhielten, so wurde auch das Ganze unter
dem Namen Paphlagonia begriffen (Xen. Anabas. V, 5 ff.).
Die Paphlagonischen Fürsten, im Innern des Landes (um
die Hauptstadt Gangra), erhielten ihre Selbständigkeit auch
nach Alexander d. Gr.; in den Küstengegenden desselben
Landes aber (zunächst in Sinope) trat um dieselbe Zeit eine
Persische Dynastie auf (Königsnamen Mithridates und Phar-
naces wechselnd), die ihre Macht seit 220 v. Chr. auch über
das nördliche Cappadocien (später auch über Klein-Arme-
nien und die nördlichen Gebirgsvölker im Paryadres bis nach
Colchis hin) ausbreitete und sich daher „Könige von Papilla-
gonien und Cappadocien am Pontus“ nannte; wofür
später der kürzere Name Pontus auch für das Land in
Gebrauch kam. Dieser wurde erst auf das Land östlich vom
Ilalys beschränkt, als dasselbe nach der Besiegung des Mithri-
dates durch Pompejus, 64 v. Chr., in Römischen Besitz kam.
Der westliche Theil davon (das ehemalige Leukosyrien im
engem Sinne) wurde zuerst zu Galatien geschlagen und er-
hielt daher den Namen Pontus Galaticus; der östliche,
unter dem Namen Pontus Cappadocicus, wurde von
Antonius an Mithridates Enkel Polemon verliehen, von dessen
Residenz, Polemonimn, der mittlere Theil des Landes auch
Pontus Polemoniacus genannt wurde; auch dieses
wurde in der ersten Kaiserzeit Römische Provinz. Das
ganze Land, sowie die angränzenden innern Landschaften bis
zum Euphrat, die früher zu der Persischen Satrapie Armenien
gehört hatten und seitdem unter dem Namen Klein-Ar-
menien (A. minor) ein eignes, oft an das Pontische Reich
tributäres Fürslenthum gebildet hatten, kamen erst unter Nero
unter unmittelbare Römische Verwaltung und wurden mit
Cappadocien zu einer Provinz vereinigt.
($.54*. Flüsse in Pontus: Aeampsis, im Innern auch
Apsarus genannt (Dschoroch, Tschoruk), Thermodon (Ter-
tneh'), Iris (Jeschil-Irmak) , mit dem Lycus (Germeili oder
Kalkyt Irmak). Vorgebirge: Hieron (loros), Coralia
(Kereli), Zephyrium (Xefreli), ßoona (Worin), Jasonium
(Jasitn ) , Carambis (Werembe.it). Griechische Co-
lonien an der Pontischen Küste, fast durchaus von
Miletus oder dessen Colonien gegründet: Athenae (Atina),
Rhizüs (Riza), Ophiüs (Of, diese östlicheren Ortö im Lande
wilder Gebirgsvölker waren nur kleine Ilandelsniedcrlassun-
gen) ; Trapezüs (Taräbusun, Trebisond), Cerasüs (der
östliche und ältere Ort dieses Namens, schon existirend als
die Zehntausend durchzogen, Xen. Anab. V, 3, das Thal
noch jetzt Kernsttn Here), Tripolis (Taräbulus, Vireboli),
das westliche Cerasüs, später auch Pharnacia genannt (Ke-
rasim), Cotyora, Side, später Polemonium genannt (Pu-
lemiin bei Patina), Oenoe (Phielt) , Thciniscyra am Tlier-
modon (Termeli), Amisus, früher unter dem Namen Piraea
Athenische Colonie, (Samsun), Carusa (Gerzelt) , Sinope,
ursprünglich von den Assyrern gegründet, in späterer Zeit
Residenz der Pontischen Könige (Sinitb), Stephane (Tstifan),
Cinolis (Kinolu), Abonutichos (im 2ten Jahrh. v. Chr. um-
genannt Ionopolis, (Ineboli), Cromna, Cytörus (Kidros),
Sesamus, seit etwa 300 v. Chr. umgenannt Amastris (Anlas-
sern), Parthenium (Rartän), Tieum oder Tium. Die 5
letzten Orte wurden später schon zu Bithynien gerechnet,
während gewöhnlich der Parthenius-Fluss zwischen beiden
als Gränze Paphlagoniens und Bilhyniens galt. Seit dem
2. Jahrh. n. Chr. wurde ganz Paphlagonien administrativ zur
Provinz Galatien geschlagen.
Städte im inneren Pontus und K 1 e i nar m e n (e n.
Ausser den Tempelorten Comana Pontica (Gitmenek) und
Zela (Zilelt) und den alten Königsburgen Amasia, in Rö-
mischer Zeit Hauptstadt der Provinz (Amasia) undgaziura
(später Sebastopolis) sind sie alle erst, wie auch meist die
Namen zeigen, unter den Pontischen Königen und den Rö-
mern gegründet oder aus Dörfern erwachsen: so Eupatoria
Pompejus benannt), später Sebastia (Siwas), Cabira, später
Sebaste, dann Neocaesarea genannt (¡Xiksrir), Colonia
und Nicopolis von Pompejus nach Mithridates Besiegung an-
gelegt. Satala (Sadatjh), wichtige östliche Gränzfestung
gegen Armenien.
Im innern Paphlagonien: Gangra, alte Fürsten-
residenz (Kjankari), später nach Caesar Germanicus Ger-
manicopolis benannt; Pompejopolis am Amnias, an der Stelle,
wo Mithridates geschlagen wurde, von Pompejus erbaut.
§. 57. Bithynia, erwuchs aus den von Thracien
her eingewanderten Stämmen der Tliyner und Bilhyner, die
ursprünglich nur das untere Gebiet des Flusses Sangarius
(Sakaria) und die Küste bis zum Bosporus inne hatten,
während östlicher bis zum Billaeus (Filijas) die älteren
Völkerschaften der Mariandyner und Cauconen im Gebiete
der Griechischen Stadt Heraclea wohnten. Die Bithynischen
Fürsten erhielten sich im Reiche Alexander’s und unter dessen
Nachfolgern selbständig; mit Hülfe der aus Thracien herbei-
gerufeneu Gallier (Galater) eroberte König Nicomedes I. um
275 v. Chr. den nördlichsten Theil von Phrygien und Prusias I.
um 220 das östliche Mysien bis zum Rliyndacus, das ganze
Gebiet von Heraclea, ausser der Stadt selbst, und weitere
Theile Nordphrygiens, welche letztere jedoch 189 v. Chr.
wieder an das Pergamenische Reich verloren gingen. Das
übrige Gebiet behielt den Namen Bithynia; unter der Rö-
mischen Herrschaft, in die es 74 v. Chr. überging, kam dazu
noch das westliche Stück Paphlagoniens.
An der Küste alte Handelsniederlassungen der Phönicier,
z. B. Calpe (Kerfreli), Cius, Pronectus, später auch der
Griechen, alle von M eg a ra gegründet: H er a c 1 e a P o ntic a
{‘H. rj tv Plump, Ereyli, Benderegli), mit der abhängigen
Stadt Cierus im Innern; Calchedon (nicht Chalcedon,
wie gewöhnlich geschrieben wird), Astacus, später durch
Athenische Colonisten vergrössert und Olbia genannt, von
König Lysimachus zerstört, worauf in geringer Entfernung
1851 -
Weimar
: Verl. des Geograph. Inst.
- Autor: Kiepert, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ones, in ältester Zeit Gesanimtname des Volkes). Alle Haupt-
stadt Sa r des (Ruinen noch Satt genannt), die andern Städte
unbedeutend, bis auf die unter den Diadochen angelegten:
Tbyalira (von Seleucus I.), Philadelphia und Appollonis (von
den Pergainenischen Königen).
Lias Küstenland von Lydien mit den Inseln, wahrschein-
lich schon in ältester Zeit von Griechischen Stämmen (Pelas-
gern oder Tyrrhenern? auch Leleger werden unter ihnen
genannt) besetzt, wurde durch die Einwanderung der Io-
nier aus Attika und Euböa im 11. Jahrh. v. Chr. ein völlig j
hellenisches Land, und behielt seitdem, mit südlicher Aus-
dehnung über einen Theil der Küste Cariens, den Namen
lonia. Die Ionischen Städte, schon den letzten Lydischen
Königen unterworfen, theilten fortan jedes Geschick Lydiens,
bis sie unter den Römern auch administrativ mit dieser Pro-
vinz vereinigt wurden. Den Bund der 12 Städte bildeten:
Phocaea, Clazomenae, Erylhrae, Teos, Lebedus, Colo-
phon, Ephesus, Prienc , Myus, M i 1 e tu s (letztere 3 an
der Carischen Küste), und auf den Inseln Chi os und Sa-
mos; in späterer Zeit auch das ursprünglich Äolische Smyrna.
Letzteres wurde, nachdem die alte nördlicher gelegene Stadt
(Palaea Smyrna) seit der Zerstörung durch die Lyder, um
600 v. Chr., als Dorf bestanden hatte, erst nach Alexander
d. Gr. auf der Südseite des Meerbusens nen erbaut, wo es
noch jetzt existirt; ausser ihm haben nur Phocaea (jetzt Fo-
kiaes) und die Inselstädte Chios und Samos Existenz und
Namen erhalten. Gemeinsames Heiligthum des Ionischen Bun-
des war das Panionium, südlich von Ephesus.
Zwischen Ionischem und Lydischem Gebiet (doch meist
zu letzterem gerechnet) lagen die beiden Griechischen Städte
der Magneten, durch die Beinamen Magnesia am Sipylus
(Mdnissa) und Magnesia am Mäander unterschieden.
t§. Oä> Carien mit Doris. Die Ca rer (mit den
vorhistorischen Leiegern), ursprünglich ein Seevolk, wohn- !
ten in ältester Zeit auf allen Inseln des südlichen Ägäi-
schen Meeres und den Küsten ihres nachmaligen Gebiets, wo
ihr alter Hauptort Mylasa (Melassa) war. Das innere ;
Land am Cadmus- und Salbacusgehirge und am Mäander be-
w'ohnten ursprünglich Phryger im N. und Pisider im S., dann
wurde es seit sehr alter Zeit von Lydern besetzt, die hier
Aphrodisias (später griechischer Name für den alten: !
Nineve, vgl. §. 17) und Tabae (Daras) gründeten. Seit
dem 10. Jahrh. v. Chr. besetzten Griechen im Norden Ionien
(s. §. 64), iin Süden Peloponncsische Dorier aus Argos
u. s. w. die Inseln und Küsten, und es entstand der Bund
der 6 Dorischen Städte (Doris Hexapolis): Lindus,
Camirus, Ialysus auf der (in noch älterer Zeit von
Phöniciern besetzten) Insel llhodus, die erst 404 v. Chr.
die gemeinschaftliche Hauptstadt Rhodos erbauten (auf
dem Festland besassen sie die südliche Halbinsel mit Phys-
cus und Loryrna, Ilhqaiu oder Xfyguvrjaog‘Potiiwv), fer-
ner Cos auf der gleichnamigen Insel (Ko), Cnidus (die
mittlere Halbinsel, Xtyauvriaog Kniiitor mit Acanthus, be-
sitzend) und Ii a I i ca r n as su s (auf der nördlichen Halb-
insel); letzteres ging schon unter den Persern in den Besitz
einheimischer Dynasten über und wurde deren Hauptstadt.
Die Herrschaft der Seleuciden hinterliess die Städte A n-
tiochia am Mäander und Stratonicea; nach der Ab-
tretung durch Antiochus an die Römer (189 n. Chr.) kam
das Land nördlich vom Mäander (wo Tralles und Nysa) an
die Pergamenischen Könige; der südliche Theil an Rhodus,
wurde aber nicht lange darauf diesen wieder abgenommen,
für frei erklärt und endlich unter den ersten Kaisern mit der
Römischen Provinz Asia vereinigt.
««. L ycia mit Milyas. Neben den Termiten
oder Milyern, ältesten Bewohnern der innern Hochebene,
wonach diese den Namen Milyas behielt, und denen der
östlichen Taurusketle, den phönicischen Solymern [benannt
vom Gebirge Solyma*)], erscheinen vorzüglich im Küstenlande
in ältester Zeit den Griechen verwandte oder selbst Griechische
Bewohner, von denen das Land den Namen Lycia erhielt
(nur einzelne Küstenpunkte im Osten, namentlich das früher
phünicische Phaselis, werden direct als Dorische Colonicn
genannt); daher seit ältester Zeit viele bedeutende Städte
mit freien Verfassungen, die der Persischen Eroberung durch
Cyrus Feldherr Harpagus (in dessen Familie das Land mit
der Residenz Xantluis erblich blieb) einen kräftigen Wider-
stand entgegensetzten , und nachdem sie durch Rom von der
Seleucidtschen und Rhodischen Herrschaft befreit waren, wie-
der einen selbständigen Bund von 23 Staaten bildeten; an
der Spitze die 6 grössten Städte: Xantluis, Patara, Pinara,
Tlos, Myra, Olympus. Erst unter Kaiser Claudius wurde
Lycia, mit Einschluss des südlichen Milyas, Römische Provinz.
Von allen Namen haben sich nur erhalten Myra (Mpri),
\ Pinara (Minara). Antiphellus (Andiphilo) und die Insel
. Megiste (Meis).
§>. 4jt. Pamphylia, mit Pisidia, Milyas und
! Cabalia. Pamphylia hiess ursprünglich die schmale Küsten-
ebene zwischen Lycia und Cilicia, um Perge und Aspendus,
ausser einheimischen Pisidiern auch seit alter Zeit von Grie-
chen bewohnt, von denen namentlich die Coloniestädte Olbia
und Side (letzteres von Cymäischen Aeoliern) herrührten.
Im Innern, in den Gebirgsketten und Hochthäleru des Taurus,
wohnten gegen 0. und N. die Pt^i d i er, kriegerisch und
von den Persern nicht unterworfen, in bedeutenden Städten,
deren Bevölkerung zum Theil auch Dorischer Einwanderung
zugeschrieben wird, so Selge (Sergh), Cretopolis, Cremna
(Ginn eh), Sagalassus (Aglassvn), Termessus; auch die west-
lichen Hochebenen waren von Pisidiern bevölkert, führten
aber (nach einzelnen Stämmen des Volkes) verschiedene Na-
men: im So. Milyas (wovon der südliche Theil zu Lycien
gehörte), im Nw. Cabalia; letzteres mit gemischter Phry-
gischer und Lydischer Bevölkerung, wurde nach der von den
Lydern erbauten Hauptstadt Cibyra, später auch Cihyru-
tis genannt; es bildete in der Diadochcnzeit mit den 3 süd-
licheren Cabalischen Städten Bubon, ßalbura, Oenoanda einen
Bund, von dem letztere durch die Römer getrennt und zu
Lycien, Cibyra selbst aber zur Provinz Phrygien geschlagen
wurde. Milyas und das übrige Pisidia dagegen wurden schon
unter der Seleucidenherrschaft mit unter der Provinzialbe-
nennung Pamphylia begriffen, und blieben auch so unter
der der Pergainenischen Könige (welche A t ta 1 i a, noch jetzt
Adalia, als Hauptstadt gründeten) und der Römer.
§. tt*. Cili cia, in der engern Bedeutung des Na-
mens, südlich vom Taurus (vgl. §. 53), unter den unmittel-
baren Nachfolgern Alexander’s ein eigenes Reich, fällt bald
mit Ausnahme der westlichen Küsten, die noch eine Zeit
lang den Ägyptischen Ptolemäern gehörten, als Provinz zum
Seleucidenreiche und bleibt dabei, bis es nach Tigranes Be-
siegung (69 v. Chr.) Römische Provinz wird. Der östliche
Theil, eine weite vom Pyramns (Uschihdn), Sarus (Seihim)
und Cydnus durchströmle, vom Ämanus östlich, vom Taurus
nördlich und westlich eingeschlossene Ebene, erhielt bei den
Griechen den Namen K. Iud'utg. Der westliche, vom Ca-
lycadnus (G'ök Su) durchströmte Theil, liegt ganz im Taurus,
*) Phöntc. Sallum, d. i. Treppe, daher von den Griechen übersetzt
in Kkipaz (berühmt aus Alexanders Feldzug).
hat von seiner rauhen Gebirgsnatur den griechischen Namen
K. Tga/tlu, und war wahrscheinlich von Pisidischen und
Isaurischen Stämmen bewohnt, daher später auch selbst
Isauria genannt (die Cilicischcn oder Isaurischen Seeräuber,
78 v. Chr. von den Römern besiegt). zu denen aber schon
in sehr alter Zeit semitische Stämme (Chetitcr aus Kanaan)
kamen. Die ganze Küste war seit sehr alter Zeit mit phö-
nicischen Colonien, seit dem 8. oder 7. Jahrh. aber von Grie-
chen (meist Ioniern und Khodicrn) besetzt: solche Städte
sind Coracesium (später zu Pamphylien gerechnet, Alaja),
Selinüs (Sei/n di), Anemurium (Anamur), Celenderis (Ki-
lindria) , Aphrodisias, Corycüs (Kargos), Lamus (Lamas),
Soli, Mallas, Aegae (Ajas), Mopsuestia (Missis). Das
östliche ebene Land hatte ausserdem seit ältester Zeit Cultur
und hedeulende Städte: Tarsus (Tersüs), die alte Haupt-
stadt, eine gleichfalls phünicische Gründung, um 700 vom
Assyrer Sanherib erweitert, auch von Griechen seit sehr alter
Zeit bewohnt, Adana (Ailüna), Anazarbus (.4i» Zurba),
Issus.
Der westliche Theil wurde erst später mehr bebaut und
erhielt neue Gründungen unter den Ptolemäern: Arsinoe und
Philadelphia; unter den Seleuciden: Seleucia (Selefkeh) und
Antiochia; unter den Römern: Claudiopolis, sowie die neuen
Benennungen Pompejopolis für Soli und Trajanopolis für
Selinüs.
C y p e r n.
<$. <»{>. Diese Insel wurde zuerst von dem Kanaaniti-
schen Stamme der Chetiter oder Chittäer (Ketäer) besetzt,
daher der Name C h i t ti m oder Kittim, den siebei den Semiti-
schen Völkern gewöhnlich führt, sodann aber (wahrscheinlich
seit dem 12. Jahrh. v. Chr.) von Karern und eigentlichen Phö-
niciern colonisirt und wahrscheinlich von dem Reichthum an
Cyperusgebüsch (phön. Küpher) benannt, daher der griecli.-
latein. Name Kingog, Cyprus (jetzt bei den Arabern und
Türken Kibris); sie besassen dauernd an der Südküste
die Städte Paphos (fia/fa), Amathüs (phön. Hamath, j. Li-
misso), Citium; während die übrigen gleichfalls ursprüng-
lich phönicischen Küstenstädte Salamis, Curium, Marium,
Soli (Solea), Lapelhus (Lapito), Cerynia (Tzerina oder
Girneli), Chytri (Cliitria), Carpasia (Karpaso), seitdem
8. Jahrh. von Achäisch - Dorischen Colonisten aus dem Pe-
loponnesus besetzt wurden. Alle diese bildeten mit ihren
Gebieten einzelne Staaten, theils Republiken, theils Fiirsten-
thümer, die sich unter der Oberhoheit zunächst der Tyrischen
Könige, dann der Assyrer (seit 700 v. Chr.), später der
Ägypter (seit Amasis um 570) und der Perser (seit 540)
seihständig erhielten, bis das Reich von Salamis, als das
mächtigste, die übrigen unter sich vereinigte und (unter
Euagaras um 385 v. Chr.) den Besitz der Insel gegen die
Perser vertheidigte. Nachdem sie zum Reiche Alexander’s
gekommen w ar, wurde sie bald nach dessen Tode eine Pro-
vinz der Ägyptischen Ptolemäer, und 57 v. Chr. der Römer.
^ / sy,£ien
mit Pliönicien, Palaestina, Mesopotamien
und Araltia Petraea, r?
§. So. A räm hiess bei den einheimischen, aus dem
ursprünglichen Aram (d.i. dem Hochlande Armenien s. §. 42)^
eingewanderten Bewohnern das ganze Land an beiden Seiteivjx.
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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(Ovc/if'ftiii) bis zum Casiusgebirge ausgedehntes Gebiet wurde,
wenigstens feit der Römischen Herrschaft, zu Ober-Syrien
gerechnet. 2) Area, Erelt (Ar/«/), in deren Gebiete eine
Bundesstadt von den drei Staaten der Aradier, Sidonier und
Tyrier gegründet, daher griechisch Tripolis genannt (ein-
heimischer Name unbekannt, jetzt Tarabülüs). 3) B y b I u s,
Gybl (liebr. Gcbäd, Dschebeil), mit Botrys (Batrün) und
Berytus, Beroth (lit'irtit). 4) Sidon, Ziilon (Sxititi) , mit
Sarepta, Zarphath (S.iräf'end). 5) Tyrus, Zur (Si'ir), der
Sage nach über 2700 Jahre v. Chr. gegründet, spiiter die
durch Handel , Gewerbfleiss und Colonien mächtigste der
phönieischen Städte: ihr Gebiet gegen Süden mit den Orten
Achzib (Eedippa, Z/6), Akko, Ace (Akka), Dora (7v/nt«r«),
der natürlichen Lage nach zu l’alaeslina gehörig, wurde doch
erst in spätrümischer Zeit politisch zu letzterem gezogen.
Südlicher noch sind Japho oder Joppe (Jiifii) und die Hafen-
stadt von Askalon spätere Tyriscbe Colonien. Für die ent-
fernteren Colonien vgl. §§. 57, 62, 65, 66, 68, 69, und unten
Creta, West-Africa, Sicilien, Spanien.
§. Jo. Im südlichen Küstenlande wohnten seit alter
Zeit von den Kanaanilen verschiedene Völker, der Sage nach
aus Kapblhor (d. i. Creta) eingewandert, aber von ungewisser
Stammherkunft: westlich bis zur Ägyptischen Gränze die
Kasluchäer (daher das Land bei den Griechen Casiotis
genannt, das Vorgebirg Cäsium), und nördlich die P li i I i-
stäer, letztere in den 5 Stadtgebieten von Gaza oder Aza
{Gliaz.zeh), Ascalpu (Askalnii); Azotus oder Asdod {Esdild),
Jamnia oder Jäbneh (Jebnti) , und Gath, nebsfeinigen klei-
nern; die inneren Landestheile verloren'sie an die erobern-
den Israeliten, aber vom Besitz der Seeküstc, den sie bis in
die spätere Zeit des Israelitischen Reichs behaupteten, wo
die Griechen sie kennen lernten, wurde von diesen ihr Name
auf das ganze innere Land übertragen, welches Palaeslina
(»J Ihdiaatietj Svqui) genannt wurde. Dieser Name, der
bei den Einwohnern auf das Tiefland an der Küste beschränkt
blieb (noch jetzt Fiuastm), bezeichnete bei den Griechen
und Römern zunächst das westjordanische Land, wurde aber
seit der Wiederherstellung des Jüdischen Reichs im 2. Jabrh.
V. Chr. auch auf das Ostjordanland und Idumäa, und in der
spätem Römischen Zeit sogar auf das Peträische Arabien
ausgedehnt*).
*) Eine natürliche Scheide zwischen dem westlichen und östlichen
Hochland macht die durch vulkanische Erschütterung entstandene breite
Thalspalte, welche vom Libanon und Hermnn-Gebirge in gerader südlicher
ltichlung lierabgeht, und sich im Aelanitischen Meerbusen weiter furtsetzt.
ln der M i 11 e ihrer Lange erreicht sie die grösstetiefe und wird daher
hier seit ihrer Entstehung durch einen Spe ausgefüllt (von den vulka-
nischen Produkten des Bodens, dem Sal/e. das er aufgelöst enthält, und
dem Asphalt* der in ihm schwimmt, schon bei den Hebräern gewöhnlich
nur ijälztn e er, beiden Classikern Lacus A s p ha I tues^ ,1 t/ivij '.Izcaj.rcric,
in neuerer'zeirto dt es M.eer genannt!, dessen "Spiegel über lzwi Fuss
unter deinmutelmeere liegt, wie überhaupt das ganze Thal sehr tief
liegt'{der obere“'rrrrrtttrbc Susswassersee, Rinnereth, Genezareth, später
'Liberias, schon 60 Fuss unter dem Mittelmeere) und daher ein fast
tropisches Klima hat. Dieses Thal, in seiner ganzen Ausdehnung nörd-
lich und südlich vom Meere, von den Hebräern gewöhnlich nur Ar bah,
d. i. wüste Flache (bei Luther „Gefilde“), von den Griechen Aökwv,
d. i. Thal, jetzt arabisch in derselben Bedeutung rl-Gltcr genannt, wird
von N. Iier in seiner ganzen Länge nach vom Jordan (Vo/ijavijc, hehr,
eigentlich Jardfn, d. i. „Abfluss“) durchströmt, an dessen Einfluss in’s
Meer mn Jericho die einzige culturfähigc Steibl des Thaies ist. Eine
solche war einst auch am Sudufer, wo das'thal Sittim iiitf den kanaani-
/ . tischen Städten Sodoma , Gomorra, Zeboim , Ädärtva' tag., welches durch
vulkanische Wirkungen versenkt und vom See bedeckt, seitdem das süd-
liche »ehr flache Becken des todten Meeres bildet. Diess in Kürze zur
Beseitigung der noch immer verbreiteten falschen Ansicht, dass das
ganze Salzmeer erst bei Untergang der sodomischen Landschaft ent-
standen und der Jordan früher in den Arabischen Meerbusen abgeflossen
sei, was nach der eben angegebenen natürlichen Lage des Bodens un-
möglich ist.
§. Jj. Die kanaanilischen A m o r i t e r (d. i. Hübcnbe-
woliner) des Ostjordanlandes besessen die Reiche von G i-
leajl (Hauptstadt llesbon) und Basan (Hauptstadt Astarpth
Ttarnaim) ; neben ihnen wohnten im südlichen Theil des Lan-
des, um das Salzineer, mehrere den Hebräern näher ver-
wandte Völker, die Ammoniter (Hauptstadt Rahballi Am-
mon), Moabiter (Hauptstadt Ar - Moab) , Edomiter, im
Gebirg Seir (Hauptstadt Sela oder Rekem), und zunächst
diesen bis in die Sinai-Halbinsel und Nordarabien hinein die
A m a I e k i t e r, Ai i d i a n i t e r und andere Ismaelitische Stämme.
Diese Gebiete wurden von den Hebräern oder I s r a e I i t en,
einem aus Aram (Mesopotamien) nach Kanaan, dann nach dem
östlichen Unterägypten (Gosen) eingewanderten Stamme durch-
zogen *), und nachdem ein vergeblicher Angriff auf West-
kanaan an der Südseite (von Kades Barnea auf den Pass
Zephath) gemacht war, zuerst das Amorilische Ostjordan-
land, demnächst das westliche Kanaan grossentheils erobert
(um 1300 v. Chr.).
§. J8. Die gleich nach der Eroberung vorgenommene
Vertheilung des Landes unter die zwölf Stämme von Israel
umfasst die Gränzen ganz Palaestinas bis zum Meere (nach den
Angaben im B. Josua eingetragen auf Taf. V.); in der That
aber wurden diese Gränzen nie vollständig ausgefüllt, indem
nicht allein an der Küste sich innerhalb des beanspruchten
Gebiets ganze Staaten völlig selbständig erhielten, wie die der
Philistäer und der Phönicier von Tyrus und Sidon mit ihren
Gebieten, sondern auch im Binnenlande einzelne Haufen ka-
naanitischer Völker lange neben und unter den Israeliten
wohnten (Chethiter, Cheviter, Jebusiter u. a.), so dass manche
Slammgcb'iete;'namentlich die von Simeon und Dan, welche
auch erst innerhalb des schon in Besitz genommenen Gebietes
von Juda angewiesen wuirden, wohl überhaupt keine zusam-
menhängenden Distrikte, sondern mehr vereinzelte Gebiets-
theile bildeten, deren Gränzen, da auch die biblischen An-
gaben nicht speciell genug sind, auf der Karte nicht mit völ-
liger Genauigkeit angegeben werden können; dasselbe betrifft
die Gebiete der nördlichsten Stämme im Lande üalil (Galilaea),
wo sogar die einheimische Urbevölkerung die Überhand be-
| hielt. Auch das weühiufiige, doch mehr zur Weide als zum
Ackerbau geeignete Ostjordanland, welches von nur drei,
aber an Volkszahl und Heerdcn sehr reichen Stämmen ein-
genommen wurde, behielt die Mehrzahl der ältern Bewohner.
Die Staaten der Ammoniter und Moabiter standen noch immer
den Israeliten feindlich gegenüber, und gegen No. wurden die
aramäischen Landschaften Chavrän (Haurdn). Aräm Maacha, Je-
tür u. a. nur in einzelnen Zeiten grösserer Macht von den Israe-
liten in Besitz genommen, oft aber auch wieder selbständig
| oder dem Syrischen Reiche von Datnascus unterthänig. Nur in
einer kurzen Periode der grössten Macht, unter den Königen
Hgyid und Salomo, dehnte sich das Gebief~3er Isr a eli t i-
sjfhen Herrschaft (aber nicht des Volks) über ganz Sy-
rien diesseit des Euphrat, do?h mit Ausnahme der Phönieischen
Küstenstädte, und über die südlich angränzenden Edomiti-
schen u. a. Landschaften bis zum Arabischen Meerbusen (Hafen
Ezeongeber) aus; gleich nach Salomo (seit 975 v. Chr.) ist
das Reich wieder durch Abfall der eroberten Länder aul das
eigentliche Kanaan beschränkt und theilt sich in zwei feiud-
*) Taf. V. zeigt die allgemeine Richtung des Zuges, mit den ima.t.
in Ägypten und Syrien genannten Orts- und Völkernamen; vnn den
Wegstatinnen natürlich nur die wichtigeren und durch die neuesten Local-
untersuchungen genauer bestimmten; cs fehlen daher namentlich auch
die auf dem vieljährigen Herumirren in der grossen Wüste Paran_ ge-
nannten Stationen, für deren Bestimmung es durchaus kein Mittel gieht,
so dass nur Anfang und Ende des Zugs in Zusammenhang erscheinen.
liehe Hälften, w'ovon die südliche kleinere neben dem grossen
; Stamm Juda nur einzelne Tlieile der angränzenden Stämme
Dan, Simeon, Benjamin umfasst und daher vorzugsweise den
Namen des Reiches Juda führt (Hauptstadt seit David Jeru-
ralem), während die nördliche grössere den Gesammtnamen
Reich Israel behielt, aller auch häufig nach dem bedeutend-
sten der dazu gehörigen Stämme Reich Ephraim genannt
jwird (Hauptstadt zuerst S i c h e m , später 930 Sehomron
oder S a mari a).
§. Jo. Mit der Eroberung des nördlichen Reiches Isra e I
um 700 v. Chr. durch die nördlichen Assyrer, und des südlichen
Reiches Juda 587 v. Chr. durch die Assyrer von Babylon
(Nebukadnezar), der Zerstörung des Israelitischen Slaates
und der Wegführung eines Theils der Bevölkerung jenseit
des Euphrat und Tigris, hört auch die Bedeutung der alten
Stammeintheilung auf; nur die schon längst zu allgemeinen
Volksnamen gewordenen Benennungen der Bewohner der
beiden Reiche: Juden (Judaei) und Israeliten, erhielten
sieh zwar, aber nicht als Gegensätze, sondern nur als ver-
schiedene Bezeichnungen desselben Volkes. Aus den im
Lande zurückgebliebenen Bewohnern entstand durch Ver-
mischung mit Ässyrern und Aramäern, welche von den As-
syrischen Königen dahin verpflanzt wurden, besonders im
miltlern Lande, dein alten Gebiet von Ephraim, ein_mischvolk,
welches von der Hauptstadt ¡¿A-ma-ria den Namen Sama-
riter führte; im nördlichen Tlieile Galilaea und im Ost-
jordanlande überwog meist die eigjjimniische nie ganz ver-
drängte heidnische aramäische Bevölkerung. Im südlichen
Lande, dem alten Juda, scheint die Mehrzahl der jüdischen
Bewohner sich erhalten zu haben, aus denen seit der Er-
oberung durch Cyrus durch die Rückkehr eines Theiles der
nach Babylon fortgeführten Juden wieder ■ ein staatliches
Ganzes (natürlich unter Persischer Hoheit) sich bildete und
den alten Namen Juda’s (Judaea) fortführte.
§. So. Seit der Zeit der Persischin Herrschaft bildete,
wie schon bemerkt, das Land unter dem Namen Palaestina
einen Theil der Satrapie Syrien; unter Macedonischer Herr-
schaft wurde es bald streitig zwischen den Dynastien der
Seleucidcn in Syrien und der Ptolemäer in Ägypten, welche
letztere es seit 238 völlig behaupteten, bis es 176 v. Chr.
wieder an Syrien kam. Aber schon um 167 erhob sich unter
den Makkabäern die nationale Partei in Judaea zur Selbstän-
digkeit, die sie gegen Syrien erfolgreich vertheidigte, und
durch Äufnahme von Samaria im N. (135) und Idumäa im S.
(128 v. Chr.) in den Bund bedeutend verstärkte. Mit der
Besiegung der letzten Seleuciden und Unterwerfung Syriens
durch Pompejus (63 v. Chr.) kam auch dieser Jüdische Staat
in Abhängigkeit von Rom; doch wurde das Land w'ieder, mit
Einschluss des nördlichen Galilaea und der ostjordanischen
Distrikte Peraea, Gaulonatis, Trachonitis, Auranitis, Batanaea,
als Königreich Judaea an die Idiimäische Fürstenfamilie
des Herodes verliehen, in der cs unter Römischer Hoheit
verblieb bis zur Empörung unter Nero und gänzlicher Unter-
werfung unter Vespasian, seit welcher Zeit es einen Theil
der Römischen Provinz Syria bildete. Die Einteilung des
Landes unter den Makkabäern und Römern, und die in dieser
Zeit neu erbauten oder vergrüsserlen und neuhenannten Städte
sind auf Tafel V. mit feiner Schrift eingetragen, deutlicher
aber auf Taf. Vi. zu übersehen.)
§.81. Judaea. Hauptstädte. Seit David Jeru-
salem (hehr. Jeruschalajim, auch Jerusclialem, gräcisirt
Hierosolyma, bei den Arabern gewühnlicli jetzt nur el-Kuds.
„die heilige,“ oder Heit et-Mukaddis, „Haus der Heiligkeit“
i genannt, während die Juden und Christen, fremde wie ein-